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Und der Nebel malte doch nicht

Montag, 3. Oktober 2011

"Im Südthurgau ist doch nichts los." Die Worte meiner Nachbarin, zwischen Waschküche und Tiefgarage ausgesprochen, hallten mir auf der Fahrt nach Rickenbach immer noch im Kopf nach.

CHRISTOF LAMPART

Soeben hatte ich der Dame erklärt, wohin es mich heute zieht. In den Südthurgau, zum Kulturspektakel, das zwar nicht so heisst, aber dennoch eines sein dürfte. Zumindest, wenn ich dem Vorwort auf der Infobroschüre Glauben schenken darf. Da steht doch tatsächlich «Der Südthurgau ist reich an kulturellem Schaffen» oder «Die Tage schenken einer Kultur Beachtung, die nicht immer das verdiente Gehör findet.»

Ob meine Nachbarin diese Zeilen gelesen hat? Wohl kaum. Bronschhofen ist zwar von Bettwiesen, Braunau und Münchwilen umgeben – doch irgendwie scheint der Südthurgau hier weit weg zu sein.

Wildlachs als Dessert?

Dabei ist doch das Gute so nah – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Rickenbach setzt am Samstag auf Kulinarisches. Im Mehrzwecksaal können Spezialitäten aus sieben Ländern probiert werden. «Ghackets mit Hörnli» oder «Penne» bedürfen zwar keiner Erklärung, wohl aber das srilankische «Briani» oder der Wildlachs auf dem Dessertbuffet.

Wie es sich bei der näheren Betrachtung herausstellt, handelt es sich dabei um eine Griess-Speise.  "Das ist nur Lebensmittelfarbe", atmet der Tischnachbar nach dem Kosten erleichtert auf. Andere Länder, andere kulinarische Sitten. Und diese kommen gut an.

Und zwar so gut, dass man, nach der "Tour de Mampf" erst einmal an einen Schnaps oder an einen Mittagsschlaf denkt. Doch beides liegt nicht drin. Denn in Eschlikon wartet schon der Zirkus und mit ihm fast 70 Kinder auf den Spieltag. Der Animator weiss die Kinder zu begeistern, lässt sie mal zur "Pyramide" werden, als Löwe brüllen oder am Trapez herumturnen.

Der «Künstler» flüchtete

Vieles gibt es auch im Aadorfer Atelier von Werny S. Gegenschatz zu sehen. Afrikanische Statuen, unzählige Bilder, alle entstanden «weil ich sie heraus lassen musste», wie Werny bei Bier und Brezel erzählt.

Ein Hund kommt rein und beschnuppert misstrauisch den ausgestopften Fuchs. Die Runde grinst, während sich draussen der "Künstler" im wahrsten Sinne des Wortes verzogen hat. Lediglich ein Schild auf einem Stuhl verkündet noch, dass hier ein "Nacht- und- Nebel-Aquarell" entstehen sollte.

"Als ich heute morgen hierher kam, war alles noch neblig. Da beschloss ich einfach, den Nebel für mich arbeiten zu lassen", so Werny S. Gegenschatz.

"Schwein, Weib und Gesang"

Schrill, schaurig und poetisch mutet die Performance "Spiegelbild" an, welche das Tanztheater Divertimento aus Aadorf mit Patienten, Mitarbeitern und sonstigen Freiwilligen in der Klinik Littenheid zeigt. Wer jedoch meint, im Sirnacher "Löwen" bei "Schwein, Weib und Gesang" zu Atem zu kommen, irrt. Denn Kathrin Bosshard zeigte mit viel Humor, was wir schon immer über das Liebesleid eines Ebers wissen wollten. "Einfach schweinisch gut", schiesst es mir durch den Kopf.

Besinnlicher Abschluss

In der Komturei Tobel findet dann der Tag einen besinnlichen Abschluss. Steinskulpturen, Lichtobjekte und zwei Bier bleiben von diesem Halt in Erinnerung. Und mit ihnen der Wunsch nach einer Wiederholung dieser ganz tollen "Tage der Kultur Südthurgau".