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Übersinnlichem nachgespürt

Freitag, 14. Dezember 2012

Der Doku-Film «Fenster ins Jenseits» feierte am Mittwoch im Cinema Luna Weltpremiere. Filmemacher O'Neil Bürgi und seine Crew waren anwesend.

CHRISTOF LAMPART

FRAUENFELD. Mit billigen Effekten hat der Film «Fenster zum Jenseits» des Frauenfelder Filmemacher O'Neil Bürgi nichts am Hut. Effektvoll ist er hingegen schon. Manchmal sogar über die Massen – und unbeabsichtigt. Als es nämlich kurz vor dem Filmstart laut und wiederholt über die Lautsprecher knistert, beruhigt der «Luna»-Programmverantwortliche Christof Stillhard ein bisschen flapsig: «Das werden wohl keine Geister sein.»

O'Neil Bürgi freut sich, dass nicht nur viele Freunde, sondern ganz viele Filmfreunde gekommen sind. 80 Personen passen in den Vorführsaal, alle Plätze sind belegt. Nicht alle Interessierten können Karten ergattern. Das Interesse ist gross und für den 31jährigen Filmemacher «ein schöner Lohn für die viele Arbeit». Wie es sich für eine Welturaufführung gehört, sind auch die Protagonisten des Filmes da: Der Journalist Hans Peter Roth, der Seher Sam Weiss und das Medium Andreas Meile sind nach Frauenfeld gekommen, um nach dem Film Fragen zu beantworten.

Letztlich eine Glaubenssache

Doch so einfach ist das gar nicht. Denn der Film ist leise, zeigt keine Beweise, sondern lässt Behauptungen oft im Raum stehen. Irgendjemand sagt einmal im Film, dass der Glaube an Übersinnliches für Nichthellsichtige in letzter Konsequenz stets eine Glaubenssache bleibe. Hinzu kommt die Schwierigkeit, dass Bürgi mit dem Medium für alles Sichtbare – dem Film – der Existenz von etwas Unsichtbarem nachspürt. Hier den Spannungsbogen aufrecht zu halten, ist gar nicht so einfach.

Viele Fragen, kaum Antworten

Bürgi gelingt das gut, indem er die Leute vor der Kamera einfach handeln lässt. Eine opulente Inszenierung ist ihm fremd, was auch Sam Weiss schätzt: «Ich war anfänglich schon ein wenig skeptisch, ob ein Film etwas Schlaues wäre. Doch als ich sah, wie behutsam O'Neil mit der Problematik umging, war für mich schnell klar, dass der Film auch für mich stimmte.» Denn ein Risiko hatten alle Mitwirkenden immer präsent, nämlich, sagt Andreas Meile, «die Gefahr, als Esoteriker abgetan zu werden». Doch der Film gerät diesbezüglich nie in eine künstlich erzeugte Schieflage. Klar versucht der Filmemacher, Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Doch dort, wo es keine schlüssig-rationale Erklärung für ein Phänomen gibt, gibt er sich auch einfach mit der Erklärung zufrieden, dass es eben nicht erklärbar sei.

Am Ende applaudiert das Publikum herzlich, aber nicht frenetisch. Doch das hatte bei diesem Film, der ob seiner Intensität und seiner ungewöhnlichen Spurensuche einen in seinen Bann schlägt, auch niemand wirklich erwarten dürfen.