Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Überlebenschancen sind gestiegen

Mittwoch, 16. November 2016

ARBON ⋅ Die Krebsforschung macht enorme Fortschritte. Doch den Krebs auszurotten sei nicht machbar, sagt der Spezialist Thomas Cerny am Seegarten-Meeting der SVP. Denn die Krankheit entwickle sich ständig weiter.

Christof Lampart

ARBON. Der Chefarzt für Onkologie und Hämatologie am Kantonsspital St. Gallen sprach im Rahmen des Seegarten-Meetings der beiden SVP-Ortsparteien von Arbon und Horn im Arboner «Seegarten» über den aktuellen Stand der Krebsforschung. Diese habe enorme Fortschritte gemacht. Wo einst nur die Operation oder eine aggressive Chemotherapie Linderung oder Heilung des Leidens versprachen, hätten heute moderne Medikamente bei spezifischen Krebsleiden grosse Erfolge aufzuweisen. «Es gibt immer mehr Mittel, die gezielt hervorragend gegen spezifische Krebsarten wirken. Doch sind diese Medikamente immer nur für einzelne spezifische Krebsleiden und noch nicht für die Mehrheit aller Krebspatienten geeignet. Momentan wirken die neuen Mittel für rund 40 Prozent aller Patienten», erläuterte Cerny.

Wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Warum das so ist, verrieten die nackten Zahlen. Es gebe zwar 210 anerkannte Krebsarten, wohl aber über tausend Untertypen. Und auf diese komme es dann bei der Behandlung an, wenn man herauszufinden versuche, welches Medikament die gewünschte Wirkung erzielen könne. Manchmal gleiche dies der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Doch die Fortschritte in der Forschung, für die Cerny fleissig Gelder sammelt, seien ermutigend. «60 Prozent aller Medikamente, die momentan entwickelt werden, entfallen auf das Gebiet der Krebsforschung», so Cerny. Schweizweit lebten heute 320 000 Menschen mit einer Krebsdiagnose. Das ist viel, doch nicht überraschend. Denn die Bevölkerung sei in den letzten Jahrzehnten massiv gewachsen und älter geworden. Und viele Krebsarten treten nun mal vermehrt im Alter auf. «Früher wurde man gar nicht so alt, dass sich der Krebs entwickeln konnte. Das heisst aber auch, dass heute, mit dem medizinischen Fortschritt, immer mehr Leute länger mit der Krebsdiagnose gut leben können», erklärte Cerny. Gab es im Jahr 2000 in der Schweiz 80 000 Männer, die den Krebs (lange) überlebten, so seien es heute 140 000; bei den Frauen stieg die Zahl der Überlebenden von 110 000 auf 180 000 an. Und die Überlebensraten und -chancen werden immer besser.

Fast zu 50 Prozent vermeidbar

Wichtig sei auch eine eigenverantwortliche Prävention : «40 bis 50 Prozent aller Krebsarten sind bei einer gesunden Lebensweise vermeidbar», sagte Cerny, und zählte auf, was dazu gehört: «Genug Bewegung, viel Obst und Gemüse und wenig rotes Fleisch essen – und, natürlich, vor allem wenig Alkohol- und überhaupt keinen Tabakkonsum. Denn das Rauchen ist der grösster Treiber bei vielen Krebsarten.» Cerny selbst geht mit gutem Beispiel voran: «Ich habe kein Auto mehr und laufe zur Arbeit.» Dennoch sei die Menschheit weit davon entfernt, den Krebs ganz zu besiegen: «Der Krebs kommt und entwickelt sich mit der Evolution und ist eine ungünstige Variante der Variabilität; und diese Instabilität trägt jeder Mensch in sich. Wir können aber heute schon viel mehr dagegen machen als noch vor wenigen Jahren.»

Musikalisch umrahmt wurde der festliche Abend durch die beiden 15jährigen Musikertalente David Hubov (Violine) und Julian Lehmann (Hackbrett).