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Tilsiter einheitlicher machen, Qualität verkaufen

Dienstag, 10. September 2013

Erst seit zwei Monaten führt Peter Rüegg die Geschäfte der Sortenorganisation Tilsiter Switzerland. Doch für ihn steht bereits heute fest, dass „Tilsiter“ eine radikale Neuausrichtung braucht, um wieder in die Erfolgsspur zurück finden zu können.

CHRISTOF LAMPART

Wenn Peter Rüegg von Milch und Käse spricht, ist er in seinem Element, kennt er doch die Lebensmittelbranche aus dem Effeff. Der in Gottlieben wohnende und auch dort im Gemeinderat als Finanzchef tätige 52-jährige hat schon früher für so bekannte Marken wie Knorr, Chocolat Bernrain und Thurella gearbeitet. Bevor er nun zu „Tilsiter“ wechselte, war er bei der Nordostmilch AG Winterthur als Qualitätsmanager und Projektleiter tätig. Und dieser Mann sitzt nun in seinem Büro in Weinfelden und sagt Sätze wie: „Wir müssen an einem einheitlichen, unverkennbaren „Tilsiter“- Geschmack arbeiten“ oder „Zuerst müssen die Geschäfte im Inland wieder laufen, wenn nötig auf Kosten der teuren Exporte“. Und von einer finanziellen Beteiligung am Bau einer Tilsiter-Fabrik im historischen ostpreussischen Städtchen Tilsit (heute russisch: Sovetsk), wie sie einst sein Vorgänger als „Tilsiter“-Geschäftsführer, Bruno Buntschu, vorangetrieben hatte, will er gar nichts mehr wissen. „Wir wollen mit unserem Geld gezielt dem Schweizer Tilsiter auf die Sprünge helfen. Engagements in Russland bringen uns gar nichts“.

Marke Tilsiter Switzerland gezielt stützen

Auch PR-Aktionen, welche der Marke Tilsiter nur ein paar Medienberichte einbringen, wird es unter Rüegg „so nicht mehr geben.“ Beispielhaft erwähnt er dazu das bisherige grosse PR-Engagement der Sortenorganisation in die älteste Tilsiterkäserei der Schweiz, den Holzhof in Amlikon-Bissegg. „Wir müssen in Zukunft wieder über unsere ganze Tilsiter-Familie, vor allem aber unseren einzigartigen Käse sprechen. Die einseitige Ausrichtung auf nur eine Käserei und den dahinter stehenden Ahnenstamm bringt da zu wenig“, bilanziert Rüegg. Seine aktuelle Stossrichtung ist klar: „Wir müssen unsere Positionierung schärfen und die Qualitäten konstanter produzieren. Unser Käse und wie er von unseren Konsumenten wahrgenommen wird soll in Zukunft wieder im Vordergrund stehen. Mit der Marke Tilsiter Switzerland geben wir schliesslich ein Versprechen ab, welches wir jederzeit halten müssen. Dafür wird der Kunde auch bereit sein, einen fairen Preis zu bezahlen.“

Weg vom Billigimage

Gegenwärtig reist Rüegg von einer Käserei zur anderen, um in Gesprächen die Tilsiter-Produzenten auf ein einheitliches Qualitätsniveau einzuschwören. Für Rüegg ist das ein ganz wesentlicher Punkt. Er will mit dem seit Jahren dahin serbelnden, milden Ostschweizer Halbhartkäse wieder Marktanteile hinzu gewinnen. Dazu braucht es eine klare und positive Qualitätsstrategie. Die bisherige Positionierung des Tilsiters als billiger Aktionskäse habe nicht funktioniert. „Preisführerschaft erfordert immer auch Kostenführerschaft, was zumindest beim Roten Tilsiter sicher nicht der Fall ist“. Auch beim Grünen Tilsiter sollen die aus technologischen Gründen möglichen höheren Margen doch besser in die Pflege der ganzen Marke Tilsiter Switzerland investiert werden. „Für den Konsumenten ist der Grüne Tilsiter die milde Variante vom Roten. Es gibt keinen Grund, die Preise derart tief anzusetzen wie in letzter Zeit geschehen“. Der vorgeschlagene Strategiewechsel muss noch von den Tilsiter Gesellschaftern abgesegnet werden. „Wenn wieder alle am gleichen Strick ziehen und das Interesse am Tilsiter als Sorte vor ihre Einzelinteressen stellen, dann werden wir es schaffen“, davon ist Peter Rüegg überzeugt.