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Thurgauer Weine: Besser als Napoleons Bordeaux

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Behaglich ist’s und nett. Die Prämierten kennen sich. Und täten sie es nicht, dann wäre es spätestens im Folgejahr so weit, denn die Thurgauer Winzer mischen mit ihren Weinen schon seit Jahren bei den (inter)nationalen Wettbewerben vorne mit. Das war auch im 2011 nicht anders.

CHRISTOF LAMPART

Sprechen Winzer heute vom Wein, dann ist’s meistens der Jahrgang, welcher gegenwärtig in den hiesigen Weinkellern verarbeitet wird. „Traumhaft“ nennt Otmar Lampert diesen.  Er muss es wissen, ist er doch in diesem Abend als Präsident des Branchenverband Thurgau Weine (BTW) quasi der Hausherr im Bistro der Landwirtschaftsschule Arenenberg.

Nur das „wie“ zählt

Hier in Salenstein, oberhalb des Bodensees, werden an diesem Abend viele edle Worte verloren – und ebenso edle Tropfen gekostet. „Edel“ deshalb, weil sie es auch tatsächlich sind, denn die 32 Weiss- und Rotweine aus zehn thurgauischen Weingütern – die meisten davon Pinot Noir und Müller-Thurgau -, welche an diesem Abend den Gaumen vieler schmeicheln, haben eines gemeinsam: sie wurden alle im 2011 an einem Wettbewerb mit einer Silber- oder gar Goldmedaille ausgezeichnet. An einer dieser Leistungsschauen der Branche, welche auf so klangvolle Namen wie „Grand Prix du Vin Suisse“, „Mondial du Pinot Noir“ oder „Expovina Internationale Weinprämierung Zürich“ hören. Kein Wunder, ist Lampert bester Laune. „Diese Resultate bestätigen uns in der Auffassung, dass es nicht in erster Linie darauf ankommt, wo man Wein macht, sondern wie man ihn macht“.  Die Winzer klatschen Beifall; einen Applaus, der eigentlich ihnen selber gilt.

Vor allem eine Bestätigung

Zufrieden sind sie mit dem Erreichten – auch wenn eine Wettbewerbsauszeichnung heute mittlerweile einen anderen Stellenwert hat als vielleicht noch vor zehn Jahren. „Früher war es für die Konsumenten schon sehr wichtig, zu sehen, dass ein Wein eine Goldmedaille erhalten hat. Heute ist – vor allem, wenn man über Jahre hinweg an solchen Wettbewerben teilnimmt – vor allem eine qualitative Bestätigung für den Winzer“, erklärt Martin Wolfer, vom Weingut Wolfer in Weinfelden. Vor allem ist aber so ein Abend auch eine schöne Gelegenheit, um in der ruhigen Jahreszeit ein wenig über die Erfahrungen des zurückliegenden und den Erwartungen fürs kommende Jahr zu schwatzen. Und natürlich stösst man schon jetzt gerne mit einem Gläschen darauf an.

Vergangenheit gespürt

Es muss ja dabei nicht der Bordeaux sein, den Kaiser Napoleon im 1865 dem Arenenberg schenkte und von dem immer noch rund 60 Flaschen existieren. Ja, es ist vielleicht besser so. Denn von diesem Getränk, so erzählte  der Kurator des Napoleonmuseums  Arenenberg, Dominik Gügel, den Weinbauern, habe, als vor ein paar Jahren, aus festlichem Anlass, ein paar Flaschen geöffnet worden seien, auch der französische Botschafter gekostet und – danach diskret den Tropfen bei einem Buchsbaum weggeschüttet. Als Gügel, der die Szene beobachtet hatte, sprach ihn später darauf an, wie ihm der Wein denn gemundet habe, antwortete dieser ganz diplomatisch: man habe gespürt, dass dieser Tropfen einst ein grosser Wein gewesen sei.