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Suche nach den richtigen Studenten

Mittwoch, 7. November 2012

Gegenwärtig besucht die ETH Zürich ausgesuchte Gymnasien. Ziel der Tour ist es, den Schülern die Naturwissenschaften näherzubringen. Anfang Woche war die Kanti Frauenfeld an der Reihe.

CHRISTOF LAMPART

FRAUENFELD. Es war bereits zum zweiten Mal nach 2009, dass die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) mit einem solchen Programm in Frauenfeld Halt machte. Stefan Casanova, Prorektor der Kanti Frauenfeld, freut sich denn auch, «dass wir ein abwechslungsreiches und spannendes Programm zusammenstellen konnten». Die ETH habe sich sowohl bei der Auswahl der Themen als auch der Professoren sehr entgegenkommend und flexibel gezeigt.

«Es war für uns wichtig, dass wir nicht nur gute, sondern auch Professoren kriegen konnten, die es verstehen, die komplexen Sachverhalte so herunter zu brechen, dass auch Schüler, die sich nicht übermässig für Physik, Chemie oder das Ingenieurwesen begeistern, etwas von diesen Referaten für sich mitnehmen können.»

Die Teilnahme an der zweitägigen Veranstaltung war nicht freiwillig. Alle Dritt- und Viertklässler des Gymnasiums sowie alle Drittklässler der Handels-, Informatik- und Fachmittelschule – also gut 450 Jugendliche – mussten an mindestens vier wissenschaftlichen Referaten teilnehmen. Diese trugen Titel wie «Die zukünftige Generation von Gentech-Pflanzen», «Kann man die Erde mit Staubteilchen kühlen?», «Lernen im Sport – wie können Roboter helfen?» oder «Faszination Brückenbau».

Wanderausstellung im Gepäck

Daneben galt es, eine Wanderausstellung zu besichtigen, bei der ETH-Studenten über die verschiedenen Studiengänge Auskunft gaben. Doch so interessant und oft spielerisch dargestellt die Themen auch waren, eines musste Casanova gleich klarstellen: «Wer sich für einen Studiengang an der ETH entscheidet, muss sehr gut in Mathematik sein, egal, welche Richtung er einschlägt.»

Auch für die Projektleiterin der ETH Zürich, Gaby Kläy Schönenberger, sind solche Veranstaltungen wichtig, denn diese würden es ermöglichen, dass die zukünftigen Studentinnen und Studenten sich ein realistischeres Bild von den Anforderungen an der ETH machen könnten. Die positiven Folgen davon liegen für Kläy Schönenberger auf der Hand: «Wir kommen gezielter an die richtigen Studenten, die das Studium auch durchziehen wollen und können.»

Damit dieses realistischere Bild nicht einfach von Professoren vermittelt wird, waren an den vergangenen zwei Tagen auch vierzig ETH-Studenten an der Frauenfelder Kantonsschule im Einsatz. Sie erklärten anhand der aufgebauten Wanderausstellung, was es mit den Fächern auf sich hat.

Mehr Frauen erwünscht

«Damit bauen wir die Hemmschwelle ab. Jugendliche getrauen sich eher, einem fast gleichaltrigen Jugendlichen kritische Fragen zu stellen, denn einem Professor», glaubt Kläy Schönenberger. Laut der Projektleiterin wäre es auch schön, wenn in absehbarer Zeit mehr Frauen an der ETH Fächer wie Ingenieurwesen studierten.

Doch Kläy Schönenberger ist sich bewusst, dass der Weg bis dahin noch weit ist. Zwar seien rund 30 Prozent aller an der ETH Immatrikulierten Frauen, doch studierten sie vor allem Pharmazeutik oder Biologie. «In den Bau- oder Ingenieurwissenschaften haben wir diesbezüglich sicher noch Nachholbedarf.»