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Sommergefühle mit Tiefgang

Donnerstag, 4. September 2014

Eine Konzerttournee führte das Jugendorchester Wil nach Griechenland und in die Türkei. Einen Hauch Sommer sparte es sich für das Schlusskonzert auf. CHRISTOF LAMPART

WIL. Zwischen Apéro (fürs Publikum) und Danksagungen (für die guten Geister der Konzertreise) lag eine etwas mehr als eine Stunde dauernde sommerliche musikalische Leichtigkeit, wie sie einem vor allem dann gut tut, wenn der Sommer in den eigenen Breitengraden ausgeblieben ist wie in diesem Jahr.

Jugendlich klingende Stücke

Frisch und dynamisch eröffnete das Ensemble des Jugendorchesters mit der Ouvertüre aus Mozarts Singspiel «Die Entführung aus dem Serail» das gut besuchte Konzert in der Kantonsschule Wil. Es war das Schlusskonzert der Tournée im Sommer nach Griechenland und in die Türkei. Im Verlaufe des Abends wurde schnell einmal deutlich, dass den Bläsern, Streichern und Schlagzeugern die jugendlich klingenden Stücke am besten liegen wie beispielsweise die Melodien aus Musicals wie «Evita» oder «The Phantom of the Opera». Hier wussten die Musikerinnen und Musiker nicht nur mit Verve zu agieren, vielmehr war nicht nur spür-, sondern auch hörbar, dass die verschiedenen Register genau aufeinander hörten und die Tempi einhielten, die der umsichtig leitende Dirigent Martin Baur seinem Orchester vorgab.

Genau angeleitet

Im Mittelpunkt der Aufführung stand ein romantisch-nationalistisches Werk: die Ouvertüre «1812», die Peter Iljitsch Tschaikowsky 1882 zur Uraufführung brachte. Romantisch ist das Werk wegen seiner Tonsprache, nationalistisch, weil Tschaikowsky in diesem auch als «Battaglia» (Schlacht) bezeichneten, sehr populären Werk den Sieg der Russen über die napoleonische Armee im Jahr 1812 glorifiziert. Interessant zu wissen ist aber, dass Tschaikowsky dem Auftragswerk relativ ablehnend gegenüber stand. So äusserte er einmal, dass die Ouvertüre «recht laut und lärmend» sei und darüber hinaus «keinen künstlerischen Wert» besitze, da er sie «ohne Liebe geschrieben» habe.

Auch wenn dem so gewesen sein sollte – das Jugendorchester liess das Werk keineswegs übermässig laut erklingen. Baur vermochte die 50 Jugendlichen so anzuleiten, dass sie auch bei schroffen, schnellen Wechseln, die das Schlachtengetümmel und den Schlachtenlärm widerspiegelten, nicht einfach wild klangen, sondern dramaturgischen Gesetzen zu folgen schienen. Diesem Werk folgten noch bekannte Unterhaltungsstücke, so dass am Ende ein sommerlich-fröhlich gestimmtes Publikum die Kantonsschule verliess.