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Sehnsuchtsvoll und ziemlich schräg

Dienstag, 27. Januar 2015

Unter dem Motto „Melodien des Herzens“ gastierten die Pianistin Elena Fastovski und der Bariton Dimitri Sharkov am Sonntagnachmittag mit einem sehnsuchtsvollen Liedkonzert im Bischofszeller Alters- und Pflegezentrum Sattelbogen. CHRISTOF LAMPART

BISCHOFSZELL. Vor gut 80 Personen – darunter auch viele auswärtige Gäste –  trug das Moskauer Duo am Sonntagnachmittag Volkslieder, Schlager und Instrumentalwerke aus Russland, Frankreich und dem deutschsprachigen Raum vor. Es war ein – nett ausgedrückt – zwiespältiges musikalisches Erlebnis, das sich den Ohren des erwartungsfrohen Publikums darbot. Zum einen dürften Lieder wie das deutsche Soldatenlied „Lili Marleen“ oder Operettenarien wie „Lippen schweigen flüstern Geigen“ aus Franz Lehars „Lustige Witwe“ für manche willkommene Rückblenden in vergangene Zeiten dargestellt haben. Doch die Qualität des Gesanges liess leider sehr zu wünschen übrig.

Schwierige Umgebung

Fairerweise muss man jedoch sagen, dass das „Sattelbogen“ für diese Art von Konzert nicht unbedingt der geeignetste Ort ist. Die Künstler stellten sich in der Mitte des Raumes auf, so dass der Bariton eigentlich auf zwei Seiten hätte gleichzeitig singen können müssen. So war er jedoch gezwungen, sich während des Vortrages alle paar Sekunden von einer zur anderen Seite und wieder zurück zu wenden – so dass alle im Raum etwas von seinem Vortrag hatten.  Auch akustisch war der ziemlich grosse und komplett mit Teppich ausgelegte Raum sicherlich nicht das, was das Herz eines Musikers höher schlagen liess.  Und doch lag es nicht primär an der Umgebung, dass das Dargebotene einen ziemlich schalen Nachgeschmack beim Zuhörer hinterliess.

Schweizer Volkslied?

Denn Dimitri Sharkovs Stimme wirkte sowohl in der Höhe als auch in der Mittellage ziemlich verhalten, oft dünn und dort, wo er einmal klar hätte forcieren müssen, mit zunehmender Dauer knödlig. Auch sang er mit starkem Akzent, so dass man über weite Strecken Mühe hatte, ihn zu verstehen. Was bei den russischen Volksliedern nicht weiter ins Gewicht fiel, da man sie eh nicht inhaltlich kannte und verstand, störte beim deutschsprachigen Liedergut beträchtlich. So verwunderte es nicht gross, dass Sharkovs sympathisches Ansinnen, zwei Schweizer Volkslieder vorzutragen, nur bedingt den gewünschten Erfolg hatte. So konnte der Rezensent nur eines davon als „s’Guggerzytli“ identifizieren; übers Zweite rätselt er jetzt noch. Dem Publikum dürfte es wohl grossmehrheitlich ähnlich ergangen sein. Interessant zu hören war übrigens Sharkovs Version von „Lili Marleen“, wird doch dieser Lale Andersen-Schlager selten von einem Bariton gesungen.  

Gefühlsbetont süsslich

Es gab in diesem Konzert jedoch auch sehr gefühlsbetonte und einschmeichelnde Momente, welche von den Konzertbesuchern mit regem Applaus bedacht wurden. Nämlich dann, wenn nämlich Elena Fastovski am E-Piano mit Salonmusikstücken wie Richard Claydermann’s süsslicher „Ballade pour Adeline“, die schwärmerische Filmmusik aus „Doktor Schiwago“ oder den unverwüstlichen „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss Vater spielte.