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Schreiben als lustvolle, harte Arbeit

Mittwoch, 25. Februar 2015

Sie schreibt Theaterstücke, Hörspiele, journalistische Texte, Erzählungen und Romane: Andrea Gerster tut dies in Freidorf, wo sie schon lange lebt. Aus ihrer Wort-Werkstatt berichtete sie beim Ortsverein. CHRISTOF LAMPART

FREIDORF. «Verlangen nach mehr» ist der neueste Roman der Freidorfer Autorin. Er erscheint im März im Lenos Verlag. Kostproben daraus las Andrea Gerster im Seeblick. Sie schildert das Scheitern einer ganz normalen Familie. Die Autorin versteht es, auf gehobene Art zu unterhalten.

Pro Exemplar ein Kaffee

Das Buch lebt von ständig wechselnden Erzählperspektiven, einer gehörigen Portion Humor und einem überraschenden Ende. Wie Letzteres ausfällt, verriet die Autorin jedoch nicht, «sonst kauft ja nachher niemand mehr hier drinnen mein Buch», scherzte sie. Und da ein gutes Buch zwar die Leser glücklich, die Autorin jedoch nur in den seltensten Fällen reich macht («Ich verdiene an einem Exemplar weniger als einen Kaffee»), liess sich die Autorin auch vom sachte nachhakenden Moderator Roland Eichmüller nicht aus der Reserve locken. Hingegen beantwortete Andrea Gerster bereitwillig Fragen, die ihr über ihr Schreiben gestellt wurden. Sie schreibe täglich und meistens parallel an verschiedenen Texten, so dass es ihr nie langweilig sei. Nicht nur Romane, sondern auch Theaterstücke, Hörspiele oder journalistische Texte. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Kunstschaffenden schätzt Gerster, empfindet sie doch das Ausloten von Grenzbereichen als bereichernd.

Eigene Erfahrungen

Die Recherchen zu ihren Werken seien – auch wenn dies oft angenommen werde – nicht aufwendiger als das Schreiben. Während des Recherchierens befinde sie sich mehr «im Fluss» und schnappe dieses und jenes auf, während der eigentliche Akt des Schreibens zwei bis drei «total intensive Monate» dauere.

Beim Schreiben schöpft die Autorin generell aus dem Fundus der eigenen Erfahrung: «Ich kann über all das Schreiben, was ich selber einmal erlebt oder zumindest gefühlt habe.» Mit dem Druck, den sie manchmal von Verlagen erhält, weil das Werk rechtzeitig auf eine Buchmesse hin fertig sein muss, kommt sie hingegen problemlos klar: «Diesen Termindruck hatte ich schon früher als Journalistin; der macht mir nichts mehr aus.»

Sprache dafür nicht parat

Das Schreiben sei kein Hobby, sondern ihre Arbeit. Allerdings eine, die ihr Spass bereite. Andrea Gerster gibt der Story zwar gewisse Parameter vor, arbeitet darüber hinaus aber wenig strukturiert, damit die Geschichte sich selbst entwickeln und entfalten kann. So fügt die Freidorferin die Bruchteile einer Geschichte selten bewusst zusammen, sondern lässt sie während des Schreibprozesses wie von selbst zueinander finden. Doch das muss nicht immer klappen. «Es kann vorkommen, dass ich mich verrenne und dann alles über den Haufen werfen und von neuem anfangen muss.» Manchmal habe sie eine tolle Geschichte im Kopf, aber noch nicht die Sprache dazu.