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Säntisclassic: Mit 66 ist noch lange Schluss

Sonntag, 26. Juni 2011

Über 2000 mehr oder weniger ambitionierte Velofahrer kannten am Sonntag nur ein Ziel, nämlich die 130 Kilometer von Weinfelden bis auf die Schwägalp zu absolvieren. Mal schneller, mal langsamer – aber Aufgeben kam nicht in Frage.

CHRISTOF LAMPART

Das Wetter meinte es gut mit den Athleten. Dieser Meinung ist zumindest Gruppenleiter Ivo Vogt. „Es könnte nicht besser sein, vor allem, nachdem es im letzten Jahr teilweise nicht nur geregnet, sondern auch gehagelt hat.“

„Sonst rostet man ein“

Dass niemand unterwegs „verloren“, beziehungsweise abgehängt wird, dafür sorgen die Gruppenleiter, welche, wie einst die Lehrer beim Schulausflug, ganz vorne und hinten ihres Amtes walten. „Mich überholt keiner“, erklärt denn auch der 66-jährige Frontfahrer Sepp Berwert aus dem zürcherischen Tagelswangen; früher selbst ein Spitzenfahrer im Militärradsport und „mein grosses Vorbild“, wie Säntisclassic-Organisator Daniel Markwalder im Vorbeieilen erzählt. Und Berwert hat immer noch eine Riesenfreude am Radsport. „Am Alter muss man was machen, sonst rostet man ein; und rostig bin ich noch lange nicht, weder bergauf, noch bergab“, schmunzelt der Evergreen. Er fährt sogar noch ein Rennvelo, das sein Sponsor ihm auf seine Bedürfnisse angefertigt hat. „Das kriegt man nicht umsonst, dafür muss man schon mal etwas geleistet haben.“ Vor dem heutigen Tag ist ihm nicht bang, auch wenn er schon gestern das Team des HC Thurgau über 70 Kilometer durch den Thurgau geführt hat. „Das gestern war eine schöne Ausfahrt und das heute wird auch so eine“ lächelt der Senior, der fast ebenso drahtig wie sein „Drahtesel“ wirkt.

Mit Gottes Segen und Muskelkraft

Nicht mit dieser Gruppe wird Dieter Eisenhard aus Schramberg im Schwarzwald unterwegs sein, sondern mit den Plauschfahrern. Zwar hat er schon etliche Velo-Marathons in den Bergen bestritten, aber eine im Frühling erlittene Lungenentzündung „hat mich in der Vorbereitung auf dieses Rennen zurück geworfen, weshalb ich es nun etwas ruhiger angehen lasse“. Auf seine erstmalige Teilnahme am der Säntisclassic freut er sich dennoch, denn „für mich ist es eine absolut neue Erfahrung, mal in einer Gruppe zu fahren“. Unter die Plauschfahrer hat sich auch der aus Weinfelden stammende CVP-Nationalratskandidat Thomas Merz-Abt gemischt. Der einheimische Pedaleur und überzeugter Katholik will nicht nur mit Gottes Segen, sondern es vor allem mit eigener Muskelkraft auf die Schwägalp schaffen. „Ich bin letztes Jahr über meine Tochter eher zufällig zum Biken gekommen. Und jetzt lässt mich es nicht mehr los“, schildert er, wenige Minuten vor dem Start. Angst, dass er das Ziel nur aus weiter Ferne sehen wird, hat der  passionierte Jogger nicht. „Ich versuche während der Anstrengung zu entspannen und einfach die schöne Natur um mich herum zu geniessen; dann klappt das schon.“ Mit 20 bis 23 Stundenkilometern wird die Gruppe wohl unterwegs sein und somit in rund sechs Stunden auf der Schwägalp ankommen, wo auf die Bikerinnen und Biker ein Teller währschafte Pasta erwartet. Wahrlich ein königlicher Lohn.