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Roger Gonzenbachs Einblicke in die „medizinische Steinzeit“

Mittwoch, 28. September 2011

Rund 100 Personen wohnten am Samstagvormittag der Buchvernissage des ehemaligen Frauenfelder Kantonsspital-Chefarztes, Roger Gonzenbach, bei. Dieser stellte sein Buch – „Nonno, erzähl doch von früher“ im Kantonsspital Frauenfeld vor.

CHRISTOF LAMPART

Für viele der Vernissage-Besucherinnen und –besucher – unter ihnen auch Regierungsratspräsident Kaspar Schläpfer und Frauenfelds Stadtammann Carlo Parolari -  war die Präsentation von „Nonno, erzähl doch von früher“ (Verlag Geniusmedia, 34 Franken, ISBN 978-3-03789-001-1) ein festlicher Anlass. Gedachten sie doch dabei während knapp einer Stunde kollektiv eines öffentlichen Gesundheitswesens, das heute vielen (jungen) Menschen wie aus der  medizinischen Steinzeit entsprungen vorkommen muss.

„Ein wenig gruselig“

Oder wie der ehemaligen Verwaltungsdirektor des Kantonsspitals Frauenfeld,  Kurt Schmid, in seiner Laudatio, gestützt auf eigene Erfahrungen, bemerkte: „Das war hier früher schon ein wenig gruselig.“ Die Historikerin Verena Rothenbühler, welche das Buch vorstellte, bekannte sogar, sich bei der Schilderung der betrieblichen Abläufe im alten Spital „wie in einem Spital im afrikanischen Busch“ vorgekommen zu sein.

Wenn Roger Gonzenbach eloquent und mit Schalk in den Augen erzählt, dann schmelzen die Jahre, die zwischen dem heute und dem Erlebten liegen, wie Eis an der Sonne dahin. Gonzenbach verliert sich nicht in Details und bereichert doch dort seine Erzählungen um Kleinigkeiten, wo sie von Interesse sind. Und da kamen einige zusammen. Doch über alle medizinische Entwicklung hinweg, wurde bei der Buchpräsentation ersichtlich, dass Gonzenbach in seinem Werk die handelnden Menschen – die er alle beim Namen nannte – am Herzen lag.

Öffentliche Patientendaten

Seine Zeit in der alten Frauenfelder Krankenanstalt sei schon sehr speziell gewesen, räumte Gonzenbach ein. Die Vorbereitungen zur Narkose seien mehr oder weniger öffentlich gewesen – genauso wie auch die „Patientendaten“. Denn als er im 1962 seine Stelle in Frauenfeld als Chefarzt antrat, verkündete eine Tafel beim Eingang, welcher Patient gerade auf welcher Abteilung lag. Diese Tafel liess Gonzenbach gleich nach seinem Antritt entfernen.

Aber auch die Technik streikte ab und zu. Oft sei der fahrbare Röntgenapparat zuweilen von Kurzschlüssen betroffen gewesen, so dass oft medizinische Eingriffe unterbrochen und zuerst die Sicherung wieder eingeschraubt werden musste. „Meistens wurden beide „Reparaturen“ gleichzeitig fertig“, erinnerte sich Gonzenbach humorvoll. Doch im Grunde genommen hatte man damals unbewusst im wahrsten Sinne mit dem Feuer gespielt. Denn in der Krankenanstalt waren damals die Drähte immer noch mit Isolierband umwickelt. „Ein Brandausbruch“, so weiss es Gonzenbach heute, „wäre im alten Spital eine absolute Katastrophe gewesen.“