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„Rezept für Bern“ fand breiten Anklang

Freitag, 30. September 2011

Vorbeugen ist besser, denn heilen. Gemäss dieser alten Ärzteweisheit trat CVP-Nationalratskandidat Mathias Wenger am Mittwochabend die „Flucht nach vorne“ an und lud zum eigenen, personenbezogenen Polit-Talk mit illustrer Runde nach Weinfelden ein.

CHRISTOF LAMPART

Es ist klar: der Wahlkampf geht in seine heisse Phase und die Kandidatinnen und Kandidaten, die nach Bern wollen, sind jetzt gut beraten noch einmal „Vollgas zu geben“, wie einem der Tischnachbar in der WEGA-Halle 7 erklärt. Oder hat er das wirklich? Denn die Jazz-Combo dröhnt einem von schräg hinten dermassen in den Ohren, dass ein Gespräch in normaler Lautstärke unmöglich ist. Da ist nun Lippenlesen angesagt, sich zurückversichern beim Gesprächsnachbar. Dass macht es zwar nicht einfacher, verhindert aber einen beliebigen Small Talk.

Mathias Wenger kennt hingegen an diesem Tag keine Kommunikationsprobleme. Denn der Abend ist auf den CVP-Politiker und Kantonsarzt thematisch zugeschnitten. Schliesslich hat er ja auch eingeladen. Und viele Gäste und sonstige Neugierige – es waren deutlich über 100   sind gekommen. Nicht nur solche aus dem eigenen, christdemokratischen Lager wie Noch-Ständerat Philip Stähelin oder Nationalrätin Brigitte Häberli, sondern auch SVP-Männer wie Ständeratskandidat Roland Eberle oder Nationalrat Peter Spuhler. Die alle betreiben an diesem Abend schon ein bisschen Wahlkampf. Doch für einmal weniger für sich, sondern vor allem für Wenger, der diesen Abend für sich nutzen möchte, um sich als „Rezept für Bern“ in den Köpfen der beachtlich grossen Zuhörerschaft zu positionieren.

Ein guter Ansatz: die Integrierte Versorgung

Und so werden denn auch die meisten Fragen zuerst an Mathias Wenger gerichtet.  Doch auch der Gesundheitsexperte weiss nicht recht, wie man im Gesundheitswesen zum einen die Kosten massiv senken, zum anderen aber Leistungen beibehalten kann. Die „Integrierte Versorgung“ (Managed Care) sei sicherlich ein guter Ansatz dafür, doch sehe man ja selbst, dass längst nicht alle Ärzte hinter diese Vorlage stünden. „Das dürfte auch damit zu tun haben, dass sich die Spezialisten nicht gerne durch zuweisende Hausärzte bevormunden lassen“, mutmasste Wenger.  Wichtig sei jedoch, dass man viel in die Vorsorge stecke, denn „eine gesunde Bevölkerung ist eine gesunde Bevölkerung“, so Wenger. Ein wenig resigniert hat in der Gesundheitsfrage Peter Spuhler: „Wir haben das Gesundheitswesen überhaupt nicht im Griff, dabei wäre es wichtig, das Problem einmal zu lösen und nicht nur Geld hin und her zuschieben.“ Einer Einheitskrankenkasse wolle er zwar nicht das Wort reden, aber vorstellen könne er sie sich schon, so Spuhler, denn „wir sind ja schon heute de facto bei einer Einheitskasse – einfach verteilt auf verschiedene Gesellschaften.“ 

Atomausstieg: Schädlich oder innovativ?

Weitgehend einig war sich die Runde beim Thema „Nachverhandlung Personenfreizügigkeit“. Nachverhandlungen, so Roland Eberle, seien das Recht eines jeden souveränen Staates, wenn er der Meinung sei, dass das bestehende Vertragswerk nicht mehr ausreichen. Einfach kündigen wollte jedoch niemand aus der Runde den Vertrag. Dafür sei „das Werk einfach zu wichtig“, sagte Stäheli, was alle dachten. Unterschiedliche Positionen vertraten die Bürgerlichen wieder in der Atomausstieg-Frage.  Während Spuhler der Beschluss von National- und Ständerat als „unrealistisch und schädlich für die Wirtschaft“ abtat, sah Häberli im Beschluss eine „historische Chance“, dank der die Schweiz einen „Innovationsschub“ erhalten und neue Arbeitsplätze schaffen könne.