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Rätoromanische Lieder

Montag, 12. Dezember 2011

Gediegen und wunderschön – so lassen sich Inhalt und Wirkung des Konzertes des Bündner Ensembles deCanto in Weinfelden zusammenfassen.

CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Weihnachtskonzerte gibt es überall und so zahlreich, dass man sich manchmal anhand der gebotenen Qualität wundert, dass so viele Leute gekommen sind. Erklärbar ist es dort, wo ein lokaler Verein singt; meist kaum erklärbar – wie am Samstagabend in der evangelischen Kirche Weinfelden –, wo die Auftretenden kaum bekannt sind.

Doch der Auftritt der neunköpfigen Männerformation deCanto, die fast ausschliesslich rätoromanische Weihnachtslieder sang, war stimmlich dermassen souverän und interpretatorisch sicher, dass man einfach in der Kirche sass und am Anfang erstaunt und am Ende einfach nur noch ergriffen lauschte.

Betörend harmonisch

Dabei hatte auch Maria Victoria Haas (Mezzosopran) ihren Anteil. Denn die Opernsängerin aus Domat-Ems führte nicht nur gekonnt durchs Programm, sondern bereicherte zusammen mit dem Pianisten Gieri Maissen das Konzert mit den «Weihnachtsliedern, op. 8» von Peter Cornelius und setzte somit stimmlich wie auch sprachlich einen sehr gelungenen Kontrapunkt zum betont rätoromanischen Liedgut.

Zum Auftakt erklang «Adeste fideles» – und zwar oben von der Empore. Anschliessend kamen die Sänger nach unten und sangen im Kirchenraum, der ganz gut besetzt war, weiter. Dabei erklangen Lieder wie «Da mesa notg fideivlamein», «Glisch nuviala», «Il himni di aunghels» oder «Steilas». Dabei zeigte sich, wie exotisch und schön eine Landessprache sein kann, auch wenn man von ihr kaum etwas versteht.

Man liess sich vom betörend harmonischen Vortrag richtiggehend einhüllen – wie in einen warmen Mantel, den man in einer kalten Winternacht am liebsten gar nicht mehr auszieht.

Ungewohnte Anordnung

Den neun Sängern, die sich grösstenteils aus dem Chor «Cantus Firmus Surselva» rekrutieren, war zu jeder Phase ihres Konzertes anzumerken, dass sie einander nicht nur vertrauen, sondern auch wirklich vertraut sind. Es ist das erste deCanto-Programm, welches vor wenigen Wochen seine Premiere feiern konnte. Der ganz feine, harmonische Klang entstand auch daher, dass die Sänger sich nicht in der klassischen, nach Stimmen geordneten Anordnung aufstellten, sondern stimmlich «gemischt» standen.