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Polysportiv macht’s einfach länger Spass

Sonntag, 17. Juli 2011

Kinder, die im Primarschulalter Sport treiben, ohne sich dabei frühzeitig zu spezialisieren, bleiben länger dem Sport treu. Auf dieser Erkenntnis beruht auch das J+S-Projekt „Kids“, das seit zwei Jahren auch vom Thurgau mit Nachdruck gefördert wird.

CHRISTOF LAMPART

Die Idee zum nationalen Projekt „J+S-Kids“ stammt aus dem Jahr 2005. Dieses sieht vor, dass Vereinstrainer und Turnlehrer eine sechstägige Ausbildung absolvieren, welche sie danach befähigt, sportbegeisterte Kinder neben dem ordentlichen Vereinstraining polysportiv zu unterrichten.  Denn Kinder, welche im Primarschulalter polysportiv ausgebildet werden, behalten länger die Freude am Sport.

Bei vielen schwindet die Motivation

Für Projektleiter Michael Krucker vom kantonalen Sportamt ist es „klar“, dass eine allzu frühe Spezialisierung nichts bringt. „Natürlich gibt es die tollen Talente, die über alle Altersstufen hinweg Karriere machen. Aber es sind noch viel mehr Kinder, die nach einigen Jahren frustriert aufhören, weil sie nicht mehr motiviert sind“,  hat Krucker beobachtet. Nationale Statistiken bestätigen dies: Zwar ist Fussball sowohl bei den 10 bis 14-jährigen wie auch bei den 15- bis 19-jährigen Jungen die Sportart Nummer 1, aber die Begeisterung nimmt rapide ab. „Über 70 Prozent der Jugendlichen treten während dieser Zeit aus dem Verein aus“, weiss Krucker.  Früher, als ganze Generationen ihre sportliche Grundausbildung im Turnverein, bzw. in der Jugendriege genossen, war die Polysportivität von gegeben. Heute würde viele Eltern ihre Kinder von Anfang an in einer Sport konsequent fördern und (über)fordern. Was eben dann früher oder später zu Motivationsproblemen führen kann.

Vereine und Schulen, welche ihre Trainer, bzw. Lehrer  für den sechstägigen „J+S-Kids-Kurs ¨ anmelden, verpflichten sich dazu, dass diese im kommenden Jahr mindestens 30 polysportive Wochen-Lektionen unterrichten. Für diesen Dienst an den Kindern erhalten Vereine und Schulen je Kurs und Jahr 1200 Franken. Werden  zwei Wochenlektionen durchgeführt, so verdoppelt sich der Betrag. Und der Kanton Thurgau zahlt noch 480 Franken dazu. „Das ist für die Vereine und für die Schulen attraktiv und bringt den Kindern und der Gesellschaft noch viel mehr“, ist Krucker überzeugt.

Zusatzangebot, nicht Ersatztraining

Die polysportiven Lektionen können sowohl alleine, aber auch mit der Hauptsportart des Vereins kombiniert werden.  Wenn ein Verein möchte, dann kann er 50 Prozent in seiner Stammsport unterrichten, weitere je 25 Prozent  müssen jedoch in Schnupper- und Ausgleichssportarten stattfinden.  Auch muss das Programm ausserhalb des gewöhnlichen Vereinstrainings gegeben werden, soll es doch ein Zusatzangebot darstellen. Ein Viertel der Lektionen müssen zudem auf einem anderen Untergrund als das normale Vereinstraining stattfinden.

Bei den polysportiven Stunden kann man Bekanntes und Unbekanntes mischen. Spielerische Mischformen wie „Smallball“ (eine Art Einsteigertennis für Kinder) und Judolektionenzum Beispiel. Beides wird gerade von den rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern geübt, als die Medien am Freitagvormittag beim „J+S-Kids“- Jahreskurs in der Dreifachturnhalle der Kantonsschule Frauenfeld vorbeischauen.  Es wird viel gelacht und gescherzt – und wenn Erwachsene das ausgelassen tun, so ist es nur schwer vorstellbar, dass das nicht auch bei Kindern im Primarschulaltern klappen sollte.

3557 Thurgauer „Kids“

Gegenwärtig profitieren im Kanton Thurgau 3557 „Kids“ (1707 Knaben und 1850 Mädchen) vom Angebot „J+S-Kids“. Sie besuchen 244 Kurse und 5612 Trainings im Jahr. Dabei werden sie von nicht weniger als 471 Leiterinnen und Leitern in ihrem sportlichen Tun betreut.