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«Pflege des Müllerhandwerks»

Mittwoch, 20. Mai 2015

ZÜRICH. Nur wer über geschulte Müller verfügt, kann das Potenzial einer Mühle und des Getreides vollständig ausschöpfen. Deshalb hat der Bühler-Konzern in Kenia fünf Millionen Franken in eine Schulmühle investiert. CHRISTOF LAMPART

Mit der African Milling School in Kenia will der Uzwiler Technologiekonzern Bühler Afrika zu besser ausgebildeten Müllern verhelfen. Das soll es erlauben, eine Schlüsselindustrie weiterzuentwickeln. An der Müllereifachschule werden 27 Lernende – eine Müllerin und 26 Müller – aus neun Ländern geschult.

Schweiz als Vorbild

Die Ausbildung in Nairobi dauert zwei und nicht wie in der Schweiz drei Jahre. Dies, weil es sich bei den Auszubildenden nicht um typische Lehrlinge oder Studierende handelt, sondern um bereits praxiserprobte Müller. Was sie an der Schule vermittelt bekommen, ist vor allem eine fundierte theoretische Ausbildung, die dann an der eigenen Schulmühle eins zu eins in die Praxis umgesetzt wird. «Wir lehnen uns ganz klar ans bewährte schweizerische duale Berufsbildungssystem an», sagte gestern in Zürich Martin Schlauri, der diese Berufsschule aufgebaut hat und leitet. Das bedeutet, dass die Auszubildenden einen Monat in der Schule sind und danach drei Monate das Erlernte zu Hause in der Praxis vertiefen; insgesamt werden so sechs Module à vier Wochen absolviert.

Wissen weitergeben

Dabei lernen sie unter anderem die richtige Getreidelagerung. «Das ist wichtig, um Gifte wie das leberkrebserzeugende Aflotoxin zu verhindern», sagt Beatrice Conde. Laut der Expertin für Nahrungsmittelsicherheit hat Bühler eine fundierte Prozesslösung mit gut aufeinander abgestimmten Reinigungsprinzipien entwickelt, die moderat belasteten Mais reinigen und ohne grössere Verluste in die Nahrungsmittelkette zurückführen können. Es müsse das Ziel sein, diese Technologie für den afrikanischen Markt anzupassen und eben an der African Milling School zu lehren.

Wer die Ausbildung absolvieren möchte, muss mindestens 20 Jahre alt sein, Englisch sprechen und von seiner Firma delegiert werden. Auch muss diese jährlich 4800 $ Schulgeld zahlen. Das ist auf den ersten Blick viel Geld, es ist aber viel günstiger als ein gleichwertiger Auslandaufenthalt in Europa oder Indien.

«Fachleute statt Verwandte»

Und es gibt noch einen weiteren Grund für das Schulgeld. «So stellen wir sicher, dass die Betriebe wirklich Fachleute schicken, die sich weiterbilden möchten, und nicht irgendwelche Verwandten», sagt Schlauri. Auch muss die Firma über einen Lehrmeister verfügen, der garantiert, dass das Erlernte korrekt in die Praxis umgesetzt wird.

Obwohl Bühler die Ausbildungsstätte auf eigene Kosten betreibt, wird auch an Maschinen anderer Hersteller gelernt. «Wir achten darauf, dass wir Maschinen haben, die in Afrika wirklich gebraucht werden», sagt Schlauri. «Es geht nicht um unsere Produkte, sondern um die Pflege des Müllerhandwerks.»