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Peter Regli: Sicherheit ist nie garantiert

Freitag, 13. Januar 2012

Geht es nach dem ehemaligen Schweizer Geheimdienstchef, Peter Regli, so stehen sicherheitsmässig weltweit unsichere Zeiten bevor. Euro-Schwäche, religiöser Fanatismus und ein steigender Migrationsdruck sprächen dafür.

CHRISTOF LAMPART 

Auf Einladung der erfa-Gruppe Weinfelden sprach Peter Regli am Dienstagabend vor 85 Personen im Weinfelder „Trauben“ zum Thema „Ist unsere Sicherheit in Freiheit noch gewährleistet? 

Angst vor Domino-Effekt 

Was die Sicherheit in Freiheit betreffe, so gehe es, betrachte man die Schweiz isoliert, dieser noch gut. Doch das müsse nicht immer so sein. Denn direkte Demokratie hin oder her, die Schweiz sei je länger je mehr von ausländischen Einflüssen abhängig, auf die sie allerhöchstens einen sehr beschränkten Einfluss nehmen könne. Die Länderpleiten im Euro-Raum hätten schon 2011 zu so erheblichen politischen und sozialen Unruhen geführt, dass mittlerweile nicht einmal mehr die Rückkehr zur griechischen Drachme und den anderen früheren Nationalwährungen ausgeschlossen sei. Für Regli wäre das fatal: „Das könnte einen Domino-Effekt auslösen und auch die Wirtschaft von Staaten mitreissen, die wir heute noch als sehr solide betrachten.“  Und wenn rund um die Schweiz herum die Wirtschaft kollabiere, gerate auch die Schweiz noch stärker unter Druck. 

Widerstand und Chaoten 

Peter Regli wies auf die zwei Seiten der modernen Informationstechnologien hin. Zwar könne man mit Internet und „Sozialen Netzwerken“ wie „Facebook“ oder „Twitter“ zum einen den kollektiven Widerstand gegen die arabischen Regimes sehr gut koordinieren, aber zum anderen könnten sich mit den selben Mitteln Chaoten hierzulande problemlos verabreden, um in und um Fussballstadien oder an 1.-Mai-Feiern Krawalle zu verursachen. Solche Aktionen, welche oft „ganz spontan gegen die Polizei“ gingen, seien dazu geeignet, langfristig den Staat zu destabilisieren. Zwar sei in der kleinräumigen Schweiz vieles unproblematischer als im Ausland, aber es sei in den letzten Jahren eine „neue Unterschicht“ herangewachsen, welche bildungsfern, integrationsunwillig und vorwiegend im islamischen Umfeld zu suchen sei. Allerdings gebe es auch genügend links- und rechtsextreme Gewalt im Land. 

Cyberkriminalität gefährdet KMU 

Eine ebenso grosse Gefahr sei die hierzulande immer noch unterschätzte Cyberkriminalität. Laut Regli sitzen die meisten Hacker in China, Russland und den USA. Aus seiner Sicht ist es unverständlich, wenn KMUs kein Geld in die Hand nehmen, um eine Firewall im Geschäft zu installieren. „Wenn dann eines Morgens ihr Firmenkonto geplündert ist, ist es zu spät“, warnte Regli. Auch was mafiöse Aktivitäten betrifft, sei die Schweiz kein Neuland mehr, habe sich doch die grösste europäische Mafia-Organisation, die kalabrische Ndrangetha in der Schweiz breit gemacht, wo sie mittels Firmenkäufe – bevorzugt Pizzerien -  Geld zu waschen versuche.