Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Persönlichkeiten in Öl konserviert

Montag, 15. Oktober 2012

Der gebürtige Littenheider Dieter Hall lud am Sonntag zur Finissage seiner Ausstellung «Heimat – eine Erfindung». Dabei stellte sich heraus: Sie ist keine Erfindung, sondern etwas, das man immer wieder von neuem für sich und in sich findet.

CHRISTOF LAMPART

LITTENHEID. Dieter Hall war zufrieden. Wie viele Menschen genau während der sechs Wochen kamen, in denen er im Kofferlager, im Café Huggi und auf dem Gelände der Klinik Littenheid seine Bilder ausstellte, vermochte er trotz Strichliste nicht genau zu sagen. Tatsache war aber, dass er bei der Finissage schon nach einer halben Stunde ein gutes Dutzend Besucher begrüsst hatte. Und alle paar Minuten betrat jemand Neues die Ausstellung. Wobei «neu» relativ ist, denn viele ehemalige Littenheider und Schulkameraden Dieter Halls nutzten die Gelegenheit, um den bekannten Künstler wieder einmal zu sehen.

Vergilbte Fotos frisch gemalt

Denn Dieter Hall lebte über 20 Jahre in New York, bevor er erst letztes Jahr wieder seine Zelte in Zürich aufschlug. «Ich fühle mich in Städten am wohlsten», erklärt Dieter Hall und deutet somit an, warum er nicht wieder in Littenheid sesshaft wurde

Nichtsdestotrotz ist die Ausstellung eine Heimkehr des Künstlers. Aber genau genommen war er sowieso nie ganz weg, pflegte er doch mit Hans und Marianne Schwyn privat Freundschaft. So war es denn auch kein weiter Weg von der Anfrage bis hin zur Zusage und der anschliessenden Konzeption seiner Ausstellung.

Schräge An- und Einsichten

Im alten Kofferlager wechseln sich Porträts bekannter Littenheider mit markanten Landschaftsansichten ab, wobei Totale und Ausschnitte sich ungefähr die Waage halten. «Schräge» An- und Einsichten eines Klinikalltags, wie er sich heute höchstens noch auf vergilbten Fotos oder eben in der Erinnerung mancher Alteingesessener zeigt, sind hier in Öl auf Leinwand zum Leben erwacht. Kein Wunder also, wird an diesem Nachmittag viel diskutiert. «Weisch-no»- und «Genau-so-isch-es-gsi»-Sätze sind überall zu hören. Vergleiche werden angestellt, die Vergangenheit gedanklich rekonstruiert, aber selten verklärt.

«Viele gute Erinnerungen»

Im Café Huggi finden sich kleinere Bilder Halls, welche durch bewusst gewählte Ausschnitte den Blick auf unscheinbare Details aus dem Alltag wie Fussabtreter, Unterhosen oder Baulatten lenken. Für Dieter Hall ist diese Ausstellung ein voller Erfolg. «Ich darf viele gute Erinnerungen an diese Zeit mit nach Hause nehmen; und das ist es doch eigentlich, was zählt», sagt er.