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Orchestraler Glanz zur Osterzeit

Dienstag, 10. April 2012

Das Thurgauer Kammerorchester gastierte am Ostersonntag im Kloster Fischingen. Als Solisten traten die beiden Pianisten Simone Keller und Benjamin Engeli auf.

CHRISTOF LAMPART

FISCHINGEN. Osterzeit ist Konzertzeit in Fischingen – und das ist weitherum bekannt. So lässt es sich erklären, dass der Platz in der Klosterbibliothek nicht für alle ausreichte. Obwohl der Raum bis aufs Letzte mit Stühlen gefüllt wurde und somit rund 170 Personen Platz bot, mussten noch Leute draussen bleiben.

Sichere «Werte»

Diese «Fülle» hatte auch ihr Gutes. Denn der Orchesterklang war samten und voll, was eine tolle Voraussetzung für den Konzertgenuss war. Und ein Genuss war es, was das Thurgauer Kammerorchester (TKO) unter der musikalischen Leitung von Claude Villaret bot. Dabei bewegte sich das TKO programmatisch auf der sicheren Seite. Denn mit zwei so berühmten Werken für Streichorchester wie Edvard Griegs Suite «Aus Holbergs Zeit» oder Peter Tschaikowskys «Serenade für Streicher in C-Dur op. 48» kann man – was den Publikumsgeschmack betrifft – kaum fehlgehen.

Da mag es auch ein eher unbekanntes Werk wie das «Concerto for Piano Duet and Strings op. 32» des Briten Malcom Arnold (1921 bis 2006) leiden; insbesondere wenn das Opus so spritzig vorgetragen wird wie von den beiden Pianisten und Thurgauer Kulturpreisträgern Simone Keller und Benjamin Engeli.

Brachial und zugänglich

Bei «Holberg» sprang der Funke sofort auf die Zuhörer über. Den Musikerinnen und Musikern zu lauschen, wie sie mit hörbarer Freude spielten, die ständigen Wechsel zwischen rhythmischen und melodiösen Passagen perfekt nach Villarets Vorgaben umsetzten, war schon eine tolle Sache. Arnold zeigte sich in seinem Doppelkonzert als Meister tonaler Kunst, was nicht selbstverständlich war für einen Mann, der bereits 1956 eine «Ouverture für drei Staubsauger, einen Bodenpolierer, vier Gewehre und ein Sinfonieorchester», aber auch die weltberühmte und Oscar-prämierte Musik zum Film «Die Brücke über den Fluss Kwai» schrieb.

Was Keller und Engeli, gemeinsam an einem Flügel sitzend, zum Besten gaben, entpuppte sich als ein lustvoll-brachialer Husarenritt durch die verschiedensten Stile. Präzis und ausdrucksstark agierend, spielte sich das Duo mit aufreizender Leichtigkeit durch ein sehr zugängliches Werk, in dem Elemente der klassischen Musik, des Jazz, der Volks- und Popularmusik effektreich ineinander verschmolzen. Tschaikowskys Serenade bewährte sich als klanglich üppige «Ostermahlzeit», der man sich mit Genuss hingab, bevor der schöne Konzertnachmittag mit einer Humoreske als Zugabe ausklang.