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Nur kommen und mitmachen

Donnerstag, 18. Februar 2016

Viele kennen sich schon, andere hingegen noch gar nicht. Ins Gespräch kommen an den Wiler Kulturcafé-Abenden aber alle. Diese haben sich innert kurzer Zeit als hervorragende Plattform fürs interkulturelle Netzwerken entwickelt. CHRISTOF LAMPART

 

WIL. Zwar herrschte am Dienstagabend in der Wiler Stadtbibliothek weder ein riesiges Gedränge noch gab es ein heisses Thema, das allen irgendwie auf der Zunge lag, doch zeigte das nunmehr dritte Kulturcafé klar, dass sich der Anlass unter den Vereinen und Kulturschaffenden der Äbtestadt etabliert hat.

Ohne Hemmungen

Die Atmosphäre unter den 16 Frauen und Männern ist ungezwungen, das Duzen von Anfang an beschlossene Sache. Da lässt es sich gleich anders diskutieren, untereinander Adressen und Gedanken austauschen oder sogar erste Projekte an- und vieles andere querdenken. Vertreter der unterschiedlichsten Kultursparten finden hier ohne Hemmungen zueinander. Die «Niederschwelligkeit» des von der Kulturkommission Wil ins Leben gerufenen Angebots ist es, die keine elitäre Kunstdiskussion aufkommen lässt, sondern das Ganze wie eine informelle Sprechstunde aussehen lässt.

Was ist Glück?

Zwar mischt auch Stadtpräsidentin Susanne Hartmann munter in den Diskussionen mit, doch ist sie beileibe nicht alleine, wenn es darum geht, Antworten auf gestellte Fragen zu finden. Es sind nicht einmal die grossen Dinge – wie das bei Kunstschaffenden doch immer so liebe wie auch rare Geld –, welche die Leute hier beschäftigen. Es geht ums Sich-Kennenlernen. Und so finden beispielsweise der Vizepräsident des Männerchors Harmonie und die Kulthurnetz-Gruppe um Conny Dierauer-Jahn ins Gespräch, ein Grüppchen der Sparte «Bildende Kunst» tauscht sich aus, und Theatermacherin Claudia Rüeggsegger scheint nicht nur glücklich zu sein, sondern beschäftigt sich gleich in ihrem nächsten Projekt mit dem Thema «Glücklich sein». Und schon entspinnt in der Runde sich die Diskussion darüber, ob «länger ausschlafen zu können» ausreiche, um glücklich zu sein, oder nicht.

Auch der Präsident des Akkordeon-Orchesters Wil, Reinhard Näf, schaut vorbei. «Ich finde es sehr spannend, weil man hier sich ungezwungen unterhalten und Kontakte pflegen kann, ohne dass man gleich zu viel voneinander erwartet», erklärt er und – schnappt sich einen aufliegenden Flyer des Schweizerisch-Japanischen Kulturvereins Yamato. Derweil lauscht Organistin Marie-Louise Eberhard den Worten Susanne Hartmanns, welche dem Vertreter des Wiler Spielfests zusichert, am 25-Jahr-Jubiläum des grössten nichtkommerziellen Spielanlasses der Schweiz im 2017 selbst mit dabei sein zu wollen. Einzige Bedingung: «Muesch mir früh gnueg e Iladig schicke.» So leicht lassen sich Verabredungen treffen am Wiler Kulturcafé. Man muss nur kommen und mitmachen.