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Neues vom Bauern: Zankapfel Butterberg

Donnerstag, 31. März 2011

Normalerweise sind die Schweizer stolz auf ihre Berge. Doch um den schweizerischen „Butterberg“ der Milchproduzenten tobt auch im Thurgau ein heftiger Streit.

CHRISTOF LAMPART

Im Beisein des thurgauischen Volkswirtschaftsministers, Regierungsrat Kaspar Schläpfer, begehrten am Dienstagabend im Weinfelder „Thurgauerhof“ im Verlaufe der Versammlung einige der 154 stimmberechtigten Milchproduzenten gegen das Preis-Diktat der milchverarbeitenden Industrie auf.

Umstrittener Rappen

Es gehe nicht an – so lautete der Tenor der Milchproduzenten -, dass die Produzenten der milchverarbeitenden Industrie den Abbau des „Butterberges“ immer wieder aufs Neue finanzierten. Schliesslich gehe das Einkommen der Produzenten seit Jahren ständig zurück, während im gleichen Zeitraum die Gewinne der Industrie gestiegen seien. Auch wenn es sich bei dieser Zahlung nur um einen linearen Rappen je Liter auf die gemolkene Gesamtmenge handelt, waren sich viele Redner darin einig, dass man diesen nicht oder höchstens zur Hälfte zahlen wolle, da ansonsten bei der milchverarbeitenden Industrie der Eindruck entstände, dass man die Produzenten in regelmässigen Abständen in Sachen Preis über den Tisch ziehen könne.

Schnyder: „Konsens finden“

Genau das solle mit dieser Massnahme jedoch verhindert werden, entgegnete Roland Werner, Vorstandsmitglied der „Branchenorganisation Milch“ (BoM) aus Wäldi. „Indem wir den ganzen Rappen übernehmen, behalten wir auch das Heft des Handelns in unseren Händen. Würden wir die Kosten hälftig teilen, dann fänden die Milchverarbeiter schon wieder einen Weg, um diesen Rappen über den Preis auf uns zu überwälzen“, erklärte Werner. 

Auch der Präsident der Thurgauer Milchproduzenten, Ruedi Schnyder, Ellighausen, rief zur Besonnenheit auf. Zwar sei es wichtig, dass man von Verbandsseite die Interessen der eigenen Mitglieder unterstütze, doch irgendwie müsse man auch einen Konsens zwischen den Parteien finden. Doch alleine damit sei es nicht getan. Zwar gebe es garantiert keine Rückkehr in alte Ordnungen, aber das breite Spektrum des Milchmarktes brauche „verlässliche Rahmenbedingungen“, wolle man den einheimischen Markt im zunehmend globalisierten Markt stützen. Die Zeiten, in der die eigene Berufsorganisation quasi gewerkschaftsähnliche Kompetenzen und somit auch Macht gehabt habe, seien jedoch definitiv vorbei, so der TMP-Präsident. Oder wie Schnyder lakonisch den Siegeszug des freien Marktes eingestand: „Die Handels- und Gewerbefrei kann nicht mehr durch Versammlungsbeschlüsse ausgehebelt werden.“  Es müsse jetzt vor allem darum gehen, dass die Branche als Ganzes wieder „Boden unter den Füssen“ fände. Dann könne es auch wieder aufwärts gehen. Dass dies jedoch schnell und jäh passiere, sei „nicht zu erwarten“, schloss Schnyder.

Hausammann: „Kässeli“ schliessen

Auch Schnyders verbandsinterner Chef, Markus Hausammann, tat in seiner Funktion als Präsident des Verband Thurgauer Landwirtschaft, seine private Meinung zur Situation auf dem Milchmarkt kund. Das „Subventionskässeli“ in Sachen „Butterberg“ sei eine schädliche Strukturerhaltung, welche nur zur Zementierung des Butterberges und nicht zum definitiven Abbau des Selben führe. Deshalb sollte man lieber dieses „Kässeli“ schliessen und ein Ende mit Schrecken herbei führen. „Dadurch würde zwar der Milchpreis kurzfristig sinken, aber langfristig wären wir wohl besser dran“, so Hausammann.