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Napac hat aufgegeben

Montag, 17. Oktober 2011

Bis vor gut einem halben Jahr war der zur Schau gestellte Optimismus bei der «Napac Schweiz AG» noch gross. Mit «NaturePots» wollte das Sirnacher Unternehmen gross einsteigen. Jetzt ist die Firma geschlossen und das Geschäft verkauft.

CHRISTOF LAMPART

Der ehemalige Napac-Geschäftsführer ruft auf Anfrage nicht zurück. Stattdessen meldet sich der einzige Verwaltungsrat Jürg Kurmann. Jürg Kurmann ist Partner bei «Kurmann Partners AG» aus Zürich, einer Beratungsfirma, welche sich seit 1987 auf die Abwicklung von Unternehmungsverkäufen spezialisiert hat. Die Gründe fürs Napac-Aus seien ganz simpel gewesen: «Die Firma war mit einer sehr ungünstigen Kostenstruktur belastet und hat zu wenig Umsatz gemacht», so Kurmann.

Dabei seien die Idee eines biologischen Werkstoffes als Ersatz für erdölbasiertes Plastik und das Produkt gut gewesen. Denn in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem der Ökologiegedanke der ganzheitlichen Nachhaltigkeit auch im eigenen Garten immer mehr Liebhaber gewinnt, sei die Vorstellung von einem Pflanztopf organischen Ursprungs, der auch noch kompostierbar war, überzeugend, so Kurmann. Tatsächlich waren die «NaturePots» so gefertigt, dass diese eine Festigkeit ähnlich herkömmlichen Plastikpflanzentöpfen aufwiesen, aber aufgrund des natürlichen Materials ein ansprechendes Aussehen hatten, und wenn der Pflanzenkübel in die Erde oder den Kompost getan wurde, löste er sich binnen sechs bis 24 Monaten auf.

Ausverkauf statt Ausbau

Bereits Ende April 2011 wurde der Betrieb eingestellt und die gut zehn Angestellten – davon fünf in der Produktion – entlassen. «Die Belegschaft hat den Entscheid sehr gut aufgenommen und bis zum letzten Tag professionell weitergearbeitet», windet Kurmann der Napac-Belegschaft ein Kränzchen. Wieso kam es aber zum Geschäfts-Gau? Die Geschäftsleitung sei zu euphorisch gewesen, räumt Kurmann rückblickend ein. Tatsache ist, dass noch am 4. März 2011 im St. Galler Tagblatt und der Thurgauer Zeitung ein Artikel erschien, in welchem der damalige Napac-Geschäftsführer Wolfgang Lyding vom enormen Potenzial und von den rosigen Zukunftsaussichten des aus Reis-Spelzen hergestellten «NaturePots» schwärmte. Fünf Millionen Töpfe könne man jährlich herstellen. Und Platz zum Ausbauen sei, falls von Nöten, genug vorhanden.

Anlass zur Euphorie gab wohl auch die Tatsache, dass Coop Schweiz im Frühjahr 2011 Geranien und Balkongemüse im zu 100 Prozent biologisch abbaubaren «NaturePot» in den Verkauf brachte. Doch das Ende mit Schrecken nahte schnell, was mitunter auch daran gelegen haben dürfte, dass sich die Napac mit ihren Töpfen in einem sehr preisaggressiven Umfeld bewegte. «Unsere Kostenbasis war bei den einzelnen Komponenten zu hoch, so dass wir schon Mühe hatten. Ausserdem hat der Firma auch der zunehmend starke Franken zugesetzt», sagt Kurmann. Auch wenn das Aus von Napac längst besiegelt ist – gegenwärtig werden die letzten Töpfe und das Firmeninventar zu Schleuderpreisen auf der Napac-Homepage verramscht – so lebt doch die Idee der «NaturePots» weiter. Denn die im niederbayrischen Altdorf bei Landshut domizilierte Biofibre GmbH hat die Produktion der «NaturePots» und der darauf basierenden Handelskonzepte gekauft. Über den Verkaufspreis wollte Kurmann keine Angaben machen, doch äusserte er sich positiv, was das Fortbestehen der einzigartigen Blumentöpfe anbelangt.

Biofibre mit Vorteilen

«Wir haben mit Biofibre eine Käuferin gefunden, die mehrere Vorteile für das Überleben der Napac-Idee hat. Zum einen ist die Firma im Euro-Raum tätig. Zweitens verfügt Biofibre über nahestehende Firmen über kostengünstigen Zugang zur Maschinenherstellung und kann drittens, da sie selbst und mit verbundenen Gesellschaften schon bis jetzt im sehr schwierigen Pflanzentopfmarkt aktiv war, die Produktion der «NaturePots» und die weitere Geschäftsentwicklung über ihre etablierte Infrastruktur kostengünstig vorantreiben», so Kurmann.