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Museum serviert Nachdenkliches

Donnerstag, 16. April 2015

«Wir essen die Welt» heisst eine von der Entwicklungsorganisation Helvetas konzipierte Sonderausstellung, welche heute im Naturmuseum Thurgau eröffnet wird. Die Besucher begeben sich auf eine nachdenklich stimmende Weltreise. CHRISTOF LAMPART

Frauenfeld ist der fünfte Ort, an dem die Ausstellung «Wir essen die Welt» gezeigt wird. 62'000 Besucher sahen bis dato die Ausstellung – darunter «nicht weniger als 100 Schulklassen», erklärte Beatrice Burgherr vom Hilfswerk Helvetas am Mittwochvormittag.

Für den Direktor des Naturmuseums Thurgau, Hannes Geisser, ist es eine für ein Naturmuseum ziemlich unkonventionelle, aber zugleich auch sehr spannende Ausstellung, denn «es handelt sich bei der Sicherstellung der globalen Ernährung um ein ähnlich komplexes Thema, wie es auch der Klimawandel oder die Biodiversität sind. Also um einen Sachverhalt, der sich aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten lässt», erklärt Museumsdirektor Geisser.

Das Thema Subventionen

Tatsächlich kriegen die Besucher beide Seiten der Medaille gezeigt: da die armen Produzenten, hier die reiche Konsumgesellschaft. Nachdem man zuerst eine normale Schweizer Küche betreten hat, in der verschiedenste Fragen bezüglich unseres Konsumverhaltens beantwortet werden, kann jeder Besucher mit einem zufällig gezogenen Reisepass, zum Beispiel von Burkina Faso, durch den Zoll eilen. Es beginnt eine Reise in die verschiedensten Produzentenländer, auf der man viel über die Umwelt- und Produktionsbedingungen oder über die Möglichkeit eines fairen Handels erfährt.

«Weder die Bauern in der Schweiz noch jene in Burkina Faso können kostendeckend produzieren. Aber die Schweizer Bauern erhalten massive Subventionen vom Staat, so dass diese ihre Waren billig exportieren können. So billig, dass sie billiger sind als die in Burkina Faso angepflanzten Nahrungsmittel», gab Burgherr zu bedenken.

Gibt es bald Käfer statt Steak?

Doch die Ausstellung beschäftigt sich nicht nur mit den Problemen und Chancen der Gegenwart, sondern wagt auch einen Blick in die nicht allzu ferne Zukunft. Diese ist im Jahr 2050 angesiedelt und wird in einem separaten, abgedunkelten Raum abgehandelt.

Vieles ist spekulativ, einiges gar nicht so weit hergeholt. Wer schon einmal in eine Gegend gereist ist, in der Fleisch ein reiner Luxus ist, hat Heuschrecken und Spinnen sicherlich auch schon einmal als Proteinquelle zu sich genommen. Im Zukunftsraum erscheint dies als ganz reales Szenario – auch für die Erste Welt.

Ausstellung in aller Munde

Zu guter Letzt passieren die Reisenden bei der Heimkehr erneut den Zoll und landen wieder in der Schweizer Küche. Wer will, kann per Videobotschaft kundtun, wie er sein Konsumverhalten in Zukunft verändern möchte.

Auch kann man bei einem Wettbewerb etwas gewinnen: nämlich Reisegutscheine. Ein grosses Rahmenprogramm mit öffentlichen Führungen, Workshops und Podiumsdiskussionen dürfte dafür sorgen, dass die bis zum 23. August dauernde Ausstellung zum Thema Ernährung noch lange in aller Munde sein dürfte – im wahrsten Sinne des Wortes.