Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Multikulti, aber ohne Jupes

Freitag, 21. Oktober 2011

19 jüngere Frauen und Männer wollten mehr über die Ausbildung zum Feuerwehrmann erfahren. Der Kommandant Andreas Dobler konnte nach gut zweieinhalb Stunden eine positive Bilanz über den Informationsabend ziehen.

CHRISTOF LAMPART

Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Und deshalb wurden die potenziellen Feuerwehrleute auch erst einmal eingeladen, sich einen Werbefilm der Feuerwehr anzuschauen. Dessen Botschaft war klar: «Wir sind eine <zwäge> Truppe, die Leben rettet und Hab und Gut schützt. Quasi die Elite der Freiwilligen.» Das wurde zwar nicht gesagt, schwang aber implizit irgendwie zwischen Ton- und Filmspur mit. Und als Feuerwehrkommandant Andreas Dobler am Ende erklärte, dass «ein paar Menschen in Vereinsvorständen, andere in der Politik und wir in der Feuerwehr» sind, da wurde wohl auch dem Allerletzten im Raum klar, welche Prioritäten hier gesetzt wurden.

Zeit her oder Geld zurück

Drei Jahre muss jeder, der seine «drei Kreuze» unter die «Beitrittserklärung Feuerwehr Region Wil» setzt, in der Feuerwehr Wil dienen. «Wir investieren viel Zeit und auch Kosten in Sie und Ihre Ausbildung. Alleine die Schutzausrüstung, für die wir bei jedem neuen Feuerwehrmann Mass nehmen, kostet 1200 Franken», erklärte Dobler. Klar, soll da das Geld möglichst effizient verwendet werden. Selbstverständlich gibt es aber auch Ausnahmen von der Regel: Wenn der Arzt aus gesundheitlichen Gründen einem den Dienst verbiete oder ein Wegzug aus der Region ansteht, dann kann man ohne weitere Einschränkung auch schon früher wieder die Feuerwehr verlassen. Wer hingegen nach einem Jahr einfach keine Lust mehr auf den Dienst in der Feuerwehr verspüren sollte, der kann sich zwar ebenfalls abmelden, muss dann aber einen beachtlichen Anteil an den Ausbildungskosten an die Feuerwehr Wil zurückerstatten. Rund 20 Übungstage und eine Nachtübung warten auf die Neuen im ersten Jahr; darin inbegriffen ist bereits ein dreitägiger Einführungskurs.

«Haben das alle an?»

Und dann kichert auf einmal eine Frau. Nämlich zu diesem Zeitpunkt, als auf der Powerpoint-Präsentation das Tenue für die gemeinsamen, zivilen Anlässe wie zum Spalierstehen bei Hochzeiten erscheint. «Haben das alle an?», fragt die Modebewusste ein wenig ungläubig und lässt mit dieser unvermuteten Fragestellung Dobler kurz zögern, bevor er dann doch eine Antwort findet: «Ja, wir sind hier funktionell und tragen keine Jupes…» Immerhin sind schon acht Prozent der Wiler Feuerwehrleute weiblich; letztes Jahr waren es erst sechs Prozent.

Aber immerhin seien sie «multikulti», schiebt der oberste Wiler Feuerwehrmann hinterher: «Wir haben hier nicht nur Schweizer, sondern auch Leute aus Portugal, Deutschland, Brasilien und Kroatien. Woher jemand kommt, ist bei uns unwichtig. Wichtig ist hingegen, dass er das Schweizerdeutsche versteht, denn unsere Kommandos geben wir alle im Dialekt.» Der Sollbestand der Wiler Feuerwehr beläuft sich auf 176 Personen. «Diese Zahl können wir gut halten, was aber nicht heisst, dass wir mit unseren Werbeanstrengungen nachlassen dürfen. Denn wenn wir eine Zeitlang nichts mehr in dieser Hinsicht täten, dann bekämen wir wirklich Probleme», weiss Dobler.