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Mitten im feudalen Europa

Freitag, 4. November 2016

In der Pelagiuskirche stellte der Historiker Hannes Steiner sein Buch vor: «Wer sanct Pelayen zue gehört...». CHRISTOF LAMPART

 

Beim Werk handelt es sich um den 154. Band der Thurgauer Beiträge zur Geschichte. Herausgegeben wurde dieser von Hannes Steiner, Mittelalterspezialist und massgeblich an der Erschliessung des Archivs des Chorherrenstifts St. Pelagius beteiligt.

Laut Steiner führt der den Quellen des 15. Jahrhunderts entlehnte Buchtitel den Leser in die «für uns ungewohnten Verhältnisse einer vormodernen Landschaft mitten im feudalen Europa». Denn «sanct Pelayen» habe man damals durchaus in unterschiedlicher Weise zugehören können. Zum einen als Kirchbürger, der den Zehnten abzuliefern hatte, dann aber auch als zinspflichtiger Lehensbauer oder gar als Leibeigener. Im Buch selbst wird in den verschiedenen Beiträgen spannend erzählt, wie es sich vor, während und nach der Reformation in diesem komplexen Geflecht von Abhängigkeiten und Zugehörigkeiten lebte.

Steiner lobte am Freitagabend die Autorinnen und Autoren als Fachleute, die mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen Mikrohistorie im besten Sinne betrieben hätten. Gerade diese sei spannend, denn sie gebe «auch jenen Personen einen Namen und Konturen, die meistens Objekt und selten Subjekt der politischen Geschichte sind».

Krönung der beruflichen Karriere

Der Thurgauer Staatsarchivar André Salathé würdigte in seiner Laudatio Steiners Verdienste: «Auch wenn es noch nicht der ganze Kanton weiss, dass wir in Hannes Steiner einen Wissenschafter von Rang in unseren Reihen haben: Wir wissen es! Ich bin glücklich darüber, dass es möglich geworden ist, seine berufliche Karriere im Staatsarchiv mit diesem Forschungsprojekt und mit diesem Buch zu krönen.»

Das Buch umfasst insgesamt 16 Beiträge von 17 Autorinnen und Autoren. Es ist 400 Seiten stark und in einer Auflage von 900 Exemplaren erschienen. Im Handel kostet es 48 Franken.

Umrahmt wurde die Vernissage mit Orgelmusik und Gesängen. Organistin Eun Hye Lee und die Gesangssolisten Thomas Diethelm, Niklaus Hofer und Philippe Frey trugen Werke vor, die von Sicher, Zwick und Riethmüller, Bischofszeller Komponisten und Textdichtern aus den Reformationsjahren, stammten.