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Mit Jo Siffert über den eigenen Rasen

Freitag, 1. Juni 2012

Stephan Kurth sammelt alles, was mit der Marke Porsche zusammenhängt. Der Sulger hat einen Rasenmäher umgebaut und lässt ihn als himmelblauen Rennwagen durch den Garten flitzen.

CHRISTOF LAMPART

SULGEN. Es klingt wie der Inbegriff von Biederkeit, wenn der Mittvierziger als Beruf «Hausmann» und als Hobby «Rasenmäher umrüsten» angibt. Lernt man Stephan Kurth im Gespräch kennen, erfährt man innert einer Stunde mehr über ihn als über viele andere, die man schon über Jahre zu kennen glaubt. Kurth ist kommunikativ und geht offen auf die Leute zu, ohne ein «Plauderi» zu sein. Vielleicht hängt das mit seiner Vergangenheit als Hochseemaschinist zusammen, denn von 1989 bis 1994 bereiste er unter Schweizer Flagge während fünf Jahren die Weltmeere. «Sechs bis neun Monate verbrachte ich am Stück auf dem Meer, den Rest in Rio de Janeiro, was dazu geführt hat, dass ich Rio heute noch besser kenne als Zürich.»

«Ich bin ein Ästhet»

Nun sitzt er aber schon seit Jahren auf dem «Trockenen», doch Kurth, dessen Hauseinrichtung einer wundersamen Mischung aus maritimem Museum, Spielzeugautosammlung und Fitnesszentrum gleicht, hat diesen Schritt nie bereut. Er machte in den letzten Jahren im Verkauf von Ultraschallgeräten Karriere, während seine Frau in Sulgen eine Praxis für Osteopathie betreibt. Dass aus ihm mittlerweile ein Hausmann geworden ist, findet er spannend, und «tauschen möchte ich nicht mehr». Zu diesem Schritt entschloss er sich, weil ihm die Abwesenheit von der Familie durch die vielen geschäftlichen Auslandsaufenthalte immer mehr zusetzte und zum anderen die engagierte Haushaltshilfe nicht das hielt, was sie versprach.

«Da habe ich mir gesagt: Jetzt versuche ich das selber», sagt Kurth und lacht. Anscheinend klappt das ganz gut, das Haus ist aufgeräumt und der Rasen getrimmt. Ein Rasen, den er mit seinem umgebauten Rasenmäher-Roboter schneidet. Als ehemaliger Maschinist mit grossem technischen Verständnis ausgestattet, sucht er ständig nach Lösungen, um etwas besser und schöner zu machen, denn «ich bin nun halt mal ein Ästhet», sagt Kurth.

Team Siffert/Kurth

Und so baute er seinem «Robo» ein neues Chassis und lässt diesen als himmelblauen Porsche 908 über die Rasenfläche flitzen. Natürlich hat er sich dabei streng ans Original gehalten. Nur einen kleinen Scherz hat er sich erlaubt. Dort, wo normalerweise auf dem Wagen die Namen der Fahrer und die dazugehörigen Länderflaggen prangen, prangt neben dem Namen von Jo Siffert, der den Porsche 908 unter anderem gefahren hatte, auch jener von Stephan Kurth. «Das konnte ich mir einfach nicht verkneifen», sagt er. Und das führt manchmal zu lustigen Verwechslungen, wurde er doch beispielsweise an der Sulger Gewerbeausstellung Gewea, wo er seinen «Porsche» zeigte, mehrmals darauf angesprochen, wie es denn gewesen sei, mit Siffert zusammen Rennen zu fahren. Kurth grinst heute noch, wenn er davon erzählt. «Ich sehe doch gar nicht so alt aus. Wäre ich tatsächlich mit Siffert Rennen gefahren, müsste ich 70 Jahre oder älter sein.»

Stephan Kurths Leidenschaft für die Marke Porsche ist in seinem Freundeskreis bekannt. So stehen überall im Haus Porsche-Spielzeugautos in allen Grössen, Farben und Zuständen herum, welche Kurth selbst gesammelt hat oder von Bekannten und Unbekannten geschenkt erhielt. Diese Spielzeugautos restauriert er dann mit viel Umsicht und stellt sie später aus.