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Mit einer Kuh gegen das Littering

Samstag, 13. September 2014

Gestern begann die zweitägige nationale «Clean-up»-Aktion. Auch im Thurgau wurde fleissig gesammelt und geputzt, in Weinfelden half sogar eine Kuh mit. Aufgestellt hatte sie der Verband Thurgauer Landwirtschaft. CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Es nieselt an diesem Vormittag beständig. Dennoch stoppen viele Passanten vor dem Bahnhof, um eine wenige Minuten zuvor noch namenlose, unterdessen aber «Litti» getaufte, weiss-rote Antilittering-Kuh zu betrachten. Dort, wo beim lebendigen Tier der Magen wäre, ist eine basketballgrosse Plexiglaskugel zu sehen, welche mit allerlei achtlos weggeworfenem Unrat zur Hälfte gefüllt ist: Aludosen, Glas, Plastik.

Für den Landwirt Urs Schär von Eggethof bei Langrickenbach ist schon das viel zu viel an Güsel, denn «die Kühe können sich mit diesem Zeugs nicht nur schneiden, sondern sich sogar lebensgefährlich Magen und Darm verletzen, so dass man danach gezwungen ist, die Kuh notfallmässig zu schlachten.» Bei normalem Eisen könne man heute schon per Magnet die schädlichen Metalle herausfischen, doch beim nichtmagnetischen Aluminium besteht diesbezüglich keine Chance.

Für Landwirtkollege Köbi Hug aus Oberwangen ist deshalb klar: «Ich halte immer an und hebe eine Aludose auf, wenn ich eine herumliegen sehe.»

Vor «Litti» ausgeleert

So viel Sensibilität in Sachen Littering wünschten sich die Landwirte von allen. Zumindest neun Mitarbeiter des kantonalen Tiefbauamtes sind am frühen Morgen von Weinfelden aus auf den Hauptachsen nach Märstetten, Bürglen, Mauren und Mettlen unterwegs, um den Abfall entlang der Strassen einzusammeln.

Kurz vor elf Uhr kommen die vier Fahrzeuge wieder zum Bahnhof; Abfallsäcke werden entladen; einige sogar vor «Litti» ausgeleert. Eine ältere Dame schaut aufgrund dieses Vorganges ein wenig irritiert, ein Jugendlicher mit Kapuzenpulli und Kopfhörer kickt eine Dose, welche ein paar Meter davon gerollt war, zurück auf den Haufen. Unbestritten ist jedoch eines: Die Aktion erregt Aufmerksamkeit und bewegt zum Nachdenken.

«Noch viel zu tun»

Das hofft auch Nora Steimer aus Zürich. Sie ist Geschäftsleiterin der Interessengemeinschaft für eine saubere Umwelt und an diesem Vormittag eigens nach Weinfelden gekommen, um «Litti» zu sehen. «Die Sensibilisierung der Leute in Sachen Littering ist in den letzten Jahren gestiegen. Und doch gibt es noch viel zu tun, was man ja aufgrund der vielen Büchsen, die hier liegen, problemlos sehen kann», sagte Steimer.