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Mircos ungewöhnliche Liebe

Montag, 10. Oktober 2011

Mirco Husers Leidenschaft gilt dem Xylophon und der klassischen Musik. Mit dieser Kombination hat es der 17jährige Kradolfer, der Orchestermusiker werden möchte, bereits bis ins Schweizer Jugendsinfonieorchester gebracht.

CHRISTOF LAMPART

So, wie Mirco Huser vor einem sitzt, wirkt er um ein vieles reifer als manch Gleichaltriger. Der 17jährige Kradolfer weiss nicht nur, was er will. Sondern er weiss vor allem auch, was er dafür tun muss. Doch das Üben ist für ihn keine Qual, sondern zuweilen höchstens eine Herausforderung; zumeist jedoch eine Lust.

«Hatte alles im Griff»

Denn Mirco ist wirklich gut, was auch der vor kurzem belegte 3. Gesamtrang am prestigeträchtigen Ostschweizer Solisten und Ensemble-Wettbewerb (OSEW) in Sirnach bewies. «Ich fühlte mich gut und konnte im Finale meine beste mögliche Leistung abrufen», zeigt sich der Gymnasiast, welcher an der Kantonsschule Romanshorn die dritte Klasse besucht, zufrieden. Im Finale war das Niveau sehr hoch, so dass «ich selbst nicht hätte entscheiden mögen, wer gewonnen hat und wer nicht.»

Unabhängig von der Plazierung sei der OSEW aber auch eine hervorragende Standortbestimmung für jeden Musiker. «Der Wettbewerb ist perfekt organisiert und die Juroren sind vom Feinsten. Wenn einen Mitglieder vom Opernorchester oder dem Tonhalle-Orchester Zürich bewerten, bringt das schon sehr viel», zählt Mirco Huser auf, was er am Wettbewerb «so besonders» findet.

Musikstudium als Option

«Besonders» soll – geht es nach ihm – auch seine weitere Karriere verlaufen. Ein Musikstudium in Perkussion – Richtung Klassik – ist eine ernstzunehmende Option. Sein Engagement im Schweizer Jugendsinfonieorchester zeigt ihm, dass «ich da auf dem richtigen Weg bin». Dass er im Perkussion-Register als weitaus Jüngster gegenwärtig noch eher die kleinen Stimmen spielt, macht ihm nichts aus. «Ich finde es gut, wenn ich langsam, aber beständig hineinwachsen und noch von anderen lernen kann», erklärt er.

Die Liebe zur klassischen Musik vermittelte ihm sein Perkussions-Lehrer, Willi Forster. Darüber hinaus sorgt Mirco Huser nach wie vor im Musikverein Kradolf-Schönenberg, für den richtigen Rhythmus. «Da bin ich gross geworden und das verbindet auch. Jedoch ergeben sich halt gewisse Terminkollisionen, welche man situativ, durch verschiedene Gespräche, lösen muss», sagt Mirco. Was interessiert ihn denn so an den Perkussionsinstrumenten? «Auch wenn man in einem Orchester ist, so ist man am Schlagzeug halt immer auch irgendwie ein Solist. Es kann sein, dass es einem im ganzen Stück nur auf wenige Schläge ankommt – aber diese müssen sitzen.»

Dass er nach wie vor Xylophon und nicht das grössere und klanglich voluminösere Marimba spielt, hat praktische Gründe. «In mein Zimmer passt nun mal kein Marimba, und im Wohnzimmer wollten meine Eltern keines haben», sagt er und lacht. Zumal er sowieso die ganze Zeit am Üben ist. «Auch wenn ich nur kurz in meinem Zimmer etwas hole, habe ich automatisch die Schlegel in der Hand.»

Bei so viel Übungseifer wundert es nicht, dass er den Sprung ins Schweizer Jugend-Sinfonieorchester geschafft hat. Denn für ihn ist das Üben meist Leidenschaft. Doch das war nicht immer so. «Mit zwölf Jahren habe ich mal einen Durchhänger gehabt und einen Monat lang kein Xylophon angerührt. Danach habe ich mich aber gezwungen, zwei Wochen lang jeden Tag eine halbe Stunde zu üben. Da merkte ich, welch grosse Fortschritte ich in dieser kurzen Zeit gemacht habe. Seitdem übe ich konsequent. Das können in den Ferien durchaus mal fünf Stunden am Tag sein», sagt Mirco Huser. Da er eine gute Auffassungsgabe hat und ihm die Schule leicht fällt, kann er auch mal während den Übungswochen des Jugendsinfonieorchesters in Interlaken oder St. Moritz von der Schule frei nehmen.

«Möchte die Musik verstehen»

Hat er einmal Zeit für etwas anderes als die Musik und die Schule? Mirco Huser zögert kurz. Doch, er gehe gerne mit Kollegen weg, spiele ab und an Tennis oder lese ein Buch. «Ich höre auch gerne Musik und schaue mir manchmal dabei die Partitur an; denn ich finde es extrem spannend, Musik zu hören und sie dabei verstehen zu wollen. Der Genuss ist einfach tiefer.» Dann fällt ihm noch ein bildlicher Vergleich dazu ein: «Das ist wie mit den Gratis- und Tageszeitungen. Für eine grobe Information mag die Gratiszeitung genügen, aber wer in die Tiefe gehen will, der kommt um eine Tageszeitung nicht herum.»