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Miniaturen, die keine Kleinigkeit waren

Donnerstag, 26. Februar 2015

Der Titel war gleich, die Besetzung und das Programm jedoch anders. Auch die vorgesehene Uraufführung fiel aus. Und doch war der Auftritt des Manesse-Streichquartettes vom Sonntagabend im Rahmen des Konzertzyklus Uzwil bemerkenswert. CHRISTOF LAMPART

OBERUZWIL. Fast hätte das Konzert, das im Rahmen des Konzertzyklus in der evangelischen Kirche Oberuzwil gegeben wurde, nicht stattgefunden. Denn die Manesse-Bratschistin Brigitte Maier fiel krankheitshalber aus. Und wer weiss, wie schwer es ist, innert kürzester Zeit für ein so fragiles Gebilde wie es nun einmal ein Streichquartett ist, einen guten Ersatz zu finden, der kann ermessen, dass das Einspringen von Simone Bachmann ein grosser Glücksfall war. Schade war nur, dass das Auditorium durch die Umbesetzung um eine Uraufführung gebracht wurde, fiel doch durch Maiers Fehlen das Stück «Tabula Rasa», eine Miniatur des Tübachers Christoph Pfändler, aus.

Tangos und Polka

Das Manesse-Quartett mit Antonia Ruesch, Christine Baumann (beide Violine), Simone Bachmann (Viola) und Sibylle Bremi (Violoncello) trug «Kostbarkeiten aus verschiedenen Ländern und Zeiten» vor. Dabei entpuppte sich das Programm fast durchgehend als «tanzbar», wurden doch sechs Tangos, eine Polka und volksliedhafte Miniaturen aus Georgien gespielt. Besonders attraktiv anzuhören waren die Tangos von Carlos Gardel (1890–1935), denen die Leichtigkeit der argentinischen Gesellschaft des beginnenden 20. Jahrhunderts spürbar anhaftete. Tanz und Lebensfreude, Sinnlichkeit und einen Hauch Melancholie breitete das Manesse-Quartett schwelgerisch vor den Ohren des Auditoriums aus. Dass diese Miniaturen eigentlich alles Lieder waren – und hier quasi als «Lieder ohne Worte» wiedergegeben wurden –, bedurfte keinerlei Erklärung, so natürlich erfolgte hier der rezeptive Zugriff seitens der Zuhörerschaft aufs Gesangliche.

Brutale Gegensätze

Weniger geschmeidig, sondern mal böse, mal schelmisch wurden die «Zwei Stücke für Streichquartett» von Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) interpretiert. Das Quartett arbeitete deutlich die brutalen Gegensätze heraus und machte den Vortrag zum Hörerlebnis. Am Ende erntete das Quartett einen überaus herzlichen Applaus. Kein Zweifel: Das Publikum hatte sich während fast 80 Minuten wunderbar unterhalten gefühlt.