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Mehr Leerwohnungen im Thurgau

Dienstag, 8. Oktober 2013

Obwohl es im Thurgau Regionen und Gemeinden mit einem Leerwohnungsbestand gibt, der praktisch gegen Null tendiert, gibt es gegenwärtig mehr freie Wohnungen als noch im Vorjahr. Dies weist das Bundesamt für Statistik aus.

CHRISTOF LAMPART

 Am 10. September veröffentlichte das Bundesamt für Statistik seine neuesten Zahlen hinsichtlich der letzten Leerwohnungszählung, welche vom 1. Juni datiert. Diese weist für den Kanton Thurgau einen Gebäude- und Wohnungsbestand von 120 319 Einheiten aus. Davon stehen gegenwärtig 1771 oder 1,47 Prozent der Wohnungen leer, was gegenüber dem Juni 2012 eine kleine Steigerung um 84 (plus 0,04 Prozent) an leer stehenden Wohnungen und Einfamilienhäusern darstellt.

«Eher unterdurchschnittlich»

Der Präsident des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV), Werner Messmer, Sulgen, bewertet diese 1,47 Prozent als «eher unterdurchschnittlich» und erläutert: «Von einem gesunden, funktionierenden Wohnungsmarkt spricht man, wenn sich der Leerwohnungsbestand zwischen 1,5 und 2 Prozent bewegt.» Dennoch sei die Situation nicht schlimm: «Für mich zeigt die Quote, dass wir in den letzten Jahren im Thurgau nicht auf Halde, sondern den Bedürfnissen angepasst gebaut haben. Das Wachstum in der Bauwirtschaft ist im Kanton gesund», stellt Messmer fest. Die Lage im Thurgau sei immer noch besser als im nationalen Durchschnitt. «Über die ganze Schweiz hinweg gesehen, liegt der Leerwohnungsbestand bei ziemlich genau einem Prozent», weiss Messmer.

Auch für den Präsidenten des Hauseigentümerverbandes Thurgau, Gallus Müller, Guntershausen bei Aadorf, geht von der minimen Zunahme des kantonalen Leerwohnungsbestandes keine Gefahr aus. «Ich empfinde diese kleine Zunahme als zufällig und sehe in ihr keine nachhaltige Tendenz; ganz gleich in welche Richtung auch immer», betont Müller.

Viele Eigenheimbesitzer

Dennoch haben viele Menschen angesichts der vielen herumstehenden Kräne das Gefühl, dass im Thurgau wie wahnsinnig gebaut werde. Tatsache ist jedoch, dass die Bauwirtschaft in der ganzen Schweiz seit Jahren konstant rund 50 000 Wohneinheiten baut. Gemessen an dem Bauboom Mitte der 1980er-Jahre ist dies jedoch eher wenig, wurden doch damals, bevor die Immobilienblase platzte, jährlich rund 75 000 Wohneinheiten gebaut. Die Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau weist für Ende 2009 (das sind die letzten erhältlichen Zahlen) in Sachen Wohnzonen einen Überbauungsgrad von 81 Prozent aus. Viel grösser ist hingegen in «Mostindien» die Wohneigentum-Quote. Ende 2010 besassen 45,9 Prozent aller Thurgauerinnen und Thurgauer ein Eigenheim; national waren es hingegen nur 36,6 Prozent.

Dramatisch in Kreuzlingen

Beim Mieterinnen- und Mieterverband Ostschweiz (MVO) sieht Geschäftsführer Hugo Wehrli die Sache ein wenig anders. «Eine Leerwohnungs-Statistik sagt nichts über den Zustand und somit die Vermietbarkeit der Wohnungen aus. Meines Erachtens fehlt es an Wohnungen mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis», sagt Hugo Wehrli.

Viele Beschwerden und Hilferufe erreichen den MVO insbesondere aus der Region Kreuzlingen. «Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist dort extrem hoch, denn nicht nur Thurgauer wohnen gerne in der Grenznähe, sondern auch viele Deutsche zieht es dorthin. Und auch viele Zürcher kommen hierher und verschärfen die Situation auf dem Wohnungsmarkt zusätzlich», erklärt Wehrli.