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Mehr Gewerkschafter im Thurgau

Mittwoch, 25. Januar 2012

Mehr Ferien, einen neuen Gesamtarbeitsvertrag fürs Bauwesen, ein Ja zur Buchpreisbindung – dem Thurgauer Gewerkschaftsbund geht auch im 2012 die Arbeit nicht aus.

CHRISTOF LAMPART

Wie der SP-Grossrat und Präsident des Thurgauischen Gewerkschaftsbundes (TGGB), Heinz Herzog, am Dienstagnachmittag an einer Medienkonferenz in den TGGB-Räumlichkeiten in Frauenfeld erklärte, stehen im 2012 Themen  wie das Lohndumping, Schwarzarbeit und das in der Baubranche leidige Thema Selbständigkeit/Subunternehmer auf der politischen Agenda.  „Es gibt auch im Thurgau noch Angestellte, die zwar 100 Prozent arbeiten, jedoch weniger als 3‘000 Franken am Monatsende ausbezahlt erhalten. Das kann und darf nicht sein“, betonte Herzog.  Da immer weniger Menschen mehr leisten  müssten, unterstütze der TGGB auch die Initiative „6 Wochen Ferien für alle“. Denn nur, wer sich genügend erholen könne, könne auch gute Arbeit leisten, so  Herzog.

Kommt es zum Kampfmassnahmen?

Für den Sektionsleiter der Unia Thurgau, Erich Kramer,  steht in diesem Jahr das Zustandekommen eines neuen Gesamtarbeitsvertrages im Bauwesen im Vordergrund. Es sei ihm sauer aufgestossen, dass die Arbeitgeber ihren eigenen Vorschlag (GAV-Verlängerung um 3 Monate, 1,5 Prozent Lohnerhöhung) zurück gezogen hätten und damit „wortbrüchig“ geworden seien.  Dies sei umso ärgerlicher, als die Auftragslage im 2011 im Bauwesen um 3,5, der Umsatz sogar um 5,5 Prozente gestiegen sei. „Der Baumeister-Verband hat keinen Grund zum Jammern; es geht der Bauwirtschaft hervorragend“, so Kramer. Allerdings seien die Lohnverhandlungen aufgrund der schlechteren Konjunkturprognosen und der geringen Teuerung „schwierig“. Schon im 2011 seien die Lohnerhöhungen im Detailhandel und in Teilen der Industrie „nahe bei null“ gewesen. Sollte es in den nächsten Monaten bei den GAV-Gesprächen mit dem Baumeister-Verband keine substantiellen Fortschritte geben, so sei man auch bereit, Kampfmassnahmen zu ergreifen, erklärte Kramer.

Druck bei den Druckereien

Für die Gewerkschaft Medien und Kommunikation, „Syndicom“,  steht im 2012 die Neuverhandlung des GAV für die Angestellten der Schweizerischen Post an – denn nach der Inkraftsetzung des neuen Postorganisations- und Postgesetzes sind die Postangestellten nicht mehr nach dem Bundespersonalgesetz, sondern neu nach Obligationenrecht anzustellen. „Da wird uns sicherlich sehr beschäftigen“, so  Syndicom-Regionalsekretärin Elisabeth Fannin.  Ganz klar setzt sich „Syndicom“ für den Erhalt der Buchpreisbindung ein. „Nur so können zum einen die Arbeitsplätze in den Buchhandlungen und zum anderen  auch die Vielfalt und die Qualität des Angebotes gesichert werden“, erklärte Fannin. Sorge bereitet der Gewerkschaft auch der Umstand, dass in der Ostschweiz immer mehr Druckereien schliessen. Die Stellensuche für die Entlassenen gestalte sich oft als schwierig; damit, dass sich die Situation in der graphischen Industrie bald bessern werde, sei nicht zu rechnen.

In den letzten Jahren konnte die Unia Thurgau einen steten Zuwachs an Mitgliedern zu verzeichnen. Unia Thurgau-Sektionsleiter Erich Kramer nannte zwar keine konkreten Zahlen, aber „wir konnten nun im vierten aufeinanderfolgenden Jahr einen Mitgliederzuwachs ausweisen“. Diese Beobachtung teilte auch Heinz Herzog. Er führte dies zum einen auf die verstärkte Präsenz der Gewerkschaften auf Baustellen und in Firmen, zum anderen aber auch „die sehr aktive Juso“ zurück. So gesehen müssten sich die Gewerkschaften im Thurgau „keine Sorgen“ darüber machen, dass es ihr in naher Zukunft an politischer Schlagkraft mangeln könnte. „Die Leute haben wieder vermehrt gemerkt, dass es die Gewerkschaften braucht“, so Herzog.