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"Medea Trio" in Fischingen: Wechselbad der Gefühle

Mittwoch, 28. September 2011

Durch rege Konzerttätigkeit ist das Basler Klaviertrio Medea momentan daran, sich einen sehr guten Namen zu machen. Am Sonntagnachmittag gastierte das Ensemble in der Barockbibliothek des Klosters Fischingen.

CHRISTOF LAMPART

Auf dem Programm standen zwei Klassiker der Trio-Literatur – van Beethovens „Klaviertrio D-Dur, Opus 70, Nr 1.“ sowie das Paradewerk des Migros-Kulturprozente-Trio (so die Eigenwerbung), Dvoraks „Klaviertrio e-Moll, Op. 90, Nr. 4, das Musikliebhaber aus aller Welt unter dem Namen „Dumky“ kennen. Dass sie auch Aus-„Flügen“ in die Welt der zeitgenössischen Musik nicht abgeneigt sind, zeigten Yuka Oechslin (Piano), Erika Achermann (Violine) und Mirjana Reinhard (Violoncello) beim dreisätzigen und 13 Minuten langen „Give Me Phoenix Wings To Fly“ der kanadischen Komponistin Kelly-Marie Murphy (*1964).

Fantastische Fahlheit

Den Auftakt vor gut 40 Zuhörern machte „Medea“ mit van Beethovens Klaviertrio. Zwar weiss man heute, dass Beethoven dieses Werk sicherlich nicht „Geistertrio“ genannt hat, doch zweifellos hat diese Bezeichnung ihre Berechtigung. Und „Medea“ zeigte auch deutlich warum, zeichnete sie doch kompakt die farblose Fahlheit des Mittelsatzes, einem Largo von zutiefst düsterer Koloristik,  schauerlich-schön nach. Und zwar dergestalt, dass es einem geradezu kalt den Rücken hinunter rieselte. Dieser Gegensatz wurde um so mehr betont, als dass das Trio die beiden kraftvollen Aussensätze mit ihrer lebhaften und doch präzisen Spielweise besonders stark als Gegenpole in den Mittelpunkt rückten. Das wiederum hatte zur Folge, dass das Auditorium von einem Wechselbad der Gefühle ins nächste gerissen wurde. Wunderbar „durchsichtig“ gespielt und doch von sinfonischem Gehalt, war beispielsweise auch das „Allegro vivace“.

Peitschende Rhythmen, loderndes Feuer

Dvoraks „Dumky“-Trio ist ein Werk, dass den seit 2005 zusammen musizierenden „Medea“-Mitgliedern zweifellos besonders am Herzen liegt und dementsprechend wiederholt im eigenen Konzertprogramm berücksichtigt wird. Tatsächlich scheint das slawische Element den jungen Musikern einfach zu liegen, spürt und – vor allem – hört man doch die Vertrautheit zwischen Musikern und Werk. Und zwar Ton für Ton. Diese Mischung  aus melancholischer Grundhaltung und plötzlicher, ausbrechender Ausgelassenheit, welche sich in vorwärts peitschenden Tanzrythmen äussert, wird von dem Medea-Trio einfach brillant umgesetzt.

Bei Kellys wildem und oft dissonant klingenden „Phoenix“ handelte es sich nicht um eigentliche Programmmusik, auch wenn man zwischendurch immer wieder einmal das Feuer auflodern zu hören meint. Vielmehr offenbarte sich die Musik als auf starke Kontraste angelegt – und passte somit -, trotz komplett anderem Klangbild, auf einmal wieder hervorragend zu den beiden romantischen Werken, welche die Eckpfeiler dieses Nachmittags bildeten.