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Literatur vom Grabbeltisch

Samstag, 13. Juli 2013

Um zwei vor neun war am Samstagvormittag in der Weinfelder Regionalbibliothek noch alles ruhig. 1000 Bücher warteten in drei Reihen auf mehreren aneinander gereihten Tischen auf die, die da noch kommen und sie mitnehmen sollten. Und zwar schon sehr bald.

WEINFELDEN Denn wie es sich bereits wenig später zeigte, ist der Bücherbring- und -holtag nach mittlerweile sieben Durchführungen, alles andere als nur mehr ein Geheimtip.Wie auf Kommando erscheinen die Leute um Punkt neun. Wohl wissend, dass nur ein Schnäppchen machen kann, wer früh da ist. 20 Leute stehen neugierig um die literarischen Schätze herum und beäugen sie. Und doch ist alles andere als Aufgeregtheit spürbar. Vielmehr geht alles eigenartig gesittet zu. Die Meisten stellen sich an der linken Tischecke an und folgen dann der Kolonne vor ihnen, welche sie binnen gut einer Viertelstunde einmal ums ganze Viereck führt.

Wenn jemand stehen bleibt, um ein Buch ein wenig genauer zu inspizieren, bleibt man auch stehen. Das gibt einem die Gelegenheit sich die Schinken von Barbara Cartland, diverse Kafka-Klassiker oder die morbiden Bestseller von Simon Beckett ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Womit man quasi Neues am Grabbeltisch entdeckt.

So auch Franz Joost, der keineswegs aus der Nähe, sondern aus dem lothringischen Metz stammt, und sich fleissig die mitgebrachten Taschen füllt. «Ich bin auf Urlaub hier und lese viel und gerne. Eine Freundin hat mich auf die Aktion aufmerksam gemacht. Um mein Deutsch zu verbessern, nehme ich die Gelegenheit gerne wahr, hier mal zuzugreifen», so Joost. Er wendet sich wieder den Tischen zu.

Qualität der Bücher steigt

Dass man bei diesem «Alle-laufen-um-den-Tisch» auch einmal ein Buch in den Händen eines anderen entschwinden sieht, mit dem man eigentlich gerne selbst Stunden am Strand verbracht hätte, ist unvermeidlich – und doch nicht weiter tragisch. Die Auswahl der Bücher ist nicht nur zahlreich, sondern auch gut. «Wir haben in den letzten Jahren immer mehr auf die Qualität der Bücher geschaut», erklärt Peter Moser-Kamm, welcher die Eingangskontrolle der gebrachten Bücher vornimmt. Ein Blick auf die Bücherreihen 20 Minuten nach Eröffnung des Büchertages, gibt ihm recht, denn mittlerweile dürften es nur noch 500 Bücher sein und viele Leseratten sind nach wie vor intensiv mit der Durchsicht der Ware beschäftigt. Christof Lampart