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Lebenszeichen des "Totengräbers"

Mittwoch, 6. Juni 2012

90 Jahre alt ist der Wiler Kunstschaffende Urban Blank im April geworden. Höchste Zeit, um dem Maler, Zeichner und Bildhauer eine Ausstellung über sein Lebenswerk zu widmen. Am Montagabend wurde sie in der Hofpassage eröffnet.

CHRISTOF LAMPART

Die Ausstellung «Urban Blank, Zeichnen – Formen – Bilden» wurde von der Ortsbürgergemeinde Wil unter der Leitung von Ruedi Schär und Stadtarchivar Werner Warth realisiert. Urban Blank war eigens für diese umfassende Werkschau zusammen mit seiner Ehefrau Sandra aus seiner Wahlheimat Chile angereist. Dabei bekam er – vor rund 70 geladenen Gästen und unmittelbar bevor die Ausstellung in der Dienerschaftkapelle eröffnet wurde – viel Wertschätzendes zu hören. So viel positive Aufmerksamkeit wäre ihm sicherlich auch vor einigen Jahrzehnten recht gewesen. Denn der ambitionierte Künstler hatte in seinen frühen Schaffensjahren in seiner Heimatstadt ein dermassen hartes Brot zu essen, dass er 1956 resigniert nach Chile auswanderte. Ab 1974 lebte er wieder in Europa, zuerst in München, dann in der Schweiz, wo er unter anderem für das Kinderdorf Pestalozzi tätig war. Heute lebt und arbeitet Urban Blank wieder in Santiago in Chile.

Intuitiv sich führen lassen

Auch wenn sich Urban Blank gerne mit Dritten über seine Ideen und sein Schaffen unterhält, am Montagabend liess er andere über sich reden. So in etwa seinen langjährigen Freund Roland Senti, der in seiner Laudatio herausstrich, dass Kunst für Urban Blank nie Selbstzweck gewesen sei und ist.

«Er will durch seine Kunst anderen etwas weitergeben», so Senti. Bei der Arbeit gehe Blank nicht strikt planend vor, sondern lasse sich stets vom «lebendigen Material Holz intuitiv führen». Dies sei ein Arbeitsprozess, der über mehrere Versuche hin zu Fortschritten und somit schliesslich zu einer künstlerischen Entwicklung führe und entspreche somit exakt dem, was Louis Pasteur einst mit den Worten «der Zufall trifft nur einen vorbereiteten Geist» formulierte.

Wichtiges Ertasten

Die Ausstellung selbst, welche einen sehr guten (wenn auch keineswegs vollständigen) Einblick über die Vielfältigkeit von Urban Blanks Schaffen aus über 75 Jahren vermittelt, hat, was die Skulpturen betrifft, einen hohen Aufforderungscharakter. Am liebsten möchte man die Objekte berühren, sie fühlen und spüren. Und das wäre im Grunde genommen auch in Blanks Sinne. Denn er selbst sagt von sich in seinen Briefen an seinen Freund Senti, dass «das Ertasten stets ein wichtiges Element in meinen Skulpturen war und ist». Als Lehrer, und dies war Blank zeitlebens zahlreichen Menschen, sei es ihm zudem stets ein Anliegen gewesen, seinen Schülerinnen und Schülern «Wege zum Zeichnen, Malen und Bildhauern zu eröffnen».

Auch Stadtpräsident Bruno Gähwiler liess es sich nicht nehmen, den revolutionären Geist, der einst in seiner Heimatstadt als wenig schmeichelhaft als «Totengräber der Kultur» verschrien war, zu würdigen. Urban Blank sei stets ein bescheidener Mensch geblieben, auch wenn er sich auf sein Schaffen zu Recht einiges hätte einbilden können, erklärte Gähwiler. Zeugnis von Blanks Schaffen legen heute noch im öffentlichen Wil Kunstwerke wie der vier Meter hohe «Christophorus» im Schnetztor, die Bronzefigur «Ringende Kinder» beim Alleeschulhaus oder «Das Mädchen und der Tod» auf dem Friedhof ab.