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Komponist sass im Publikum

Dienstag, 10. April 2012

Am Karfreitag war in der evangelischen Kirche von Weinfelden die Johannes-Passion des einheimischen Komponisten und Musikers Erich Büsser zu hören. Die Aufführung stand unter der musikalischen Leitung von Heinz A. Meyer.

CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Als nach 68 Minuten der letzte Ton von Erich Büssers «Passion nach dem Evangelisten Johannes für Soli, Chor, Orchester, Celesta, Orgel» verklungen war, herrschte zunächst Stille in der evangelischen Kirche. Dann fingen zwei, drei Leute zu klatschen an und schliesslich fielen alle darin ein und – klatschten lange weiter.

Kreuzweg und Lebenswerk

Rund 400 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen. Sie füllten das Gotteshaus fast bis auf den letzten Platz. Sicherlich auch wegen des selten aufgeführten Werkes, wohl aber vor allem zu Ehren Erich Büssers. Denn an diesem Abend galt es nicht nur des Leidenswegs des Heilands musikalisch-kontemplativ zu gedenken, sondern zugleich auch des Lebenswerks des heute 83jährigen Komponisten, der Zeit seines Lebens vielen Weinfelderinnen und Weinfeldern die Liebe zur Musik nähergebracht hatte – sei es als Lehrer, Chorleiter, Organist oder Jazzmusiker.

Eigene Tonsprache

Die inhaltlichen und vor allem emotionalen «Bruchstellen» innerhalb der Passion lässt Büsser fast opernhaft und somit überdeutlich zutage treten, indem er allen Handelnden eine ganz eigene Tonsprache zugesteht. Die ungewöhnliche musikalische Stilisierung der einzelnen Protagonisten gibt dabei dem Ganzen ein besonders festliches Gepräge. So wird zum Beispiel die Figur von Jesus nicht von einem, sondern zugleich von drei Solisten (Altus, Tenor und Bass) – gesungen, was unschwer als die göttliche Trinität zu deuten ist, welche durch Jesus spricht – und zwar ohne jegliche Instrumentalbegleitung.

Unter der musikalischen Leitung von Heinz A. Meyer konnte ein namhaftes und gut miteinander harmonierendes Solisten-Quartett für die Aufführung gewonnen werden, nämlich Beatrice Voellmy (Sopran), Alexander Seidel (Altus), Neal Banerjee (Tenor) und Frédéric Bolli (Bass).

Der warm und ausgewogen singende Ad-hoc-Chor und das sehr auf Wohlklang bedachte Orchester wurden durch die Instrumentalsolisten Richard Raiser (Celesta) und Daniel Walder (Orgel) aufs Feinste ergänzt.