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Kodex geht über die Bücher

Samstag, 10. Januar 2015

32 Vereine in sechs Ostschweizer Kantonen zählt die in der Suchtmittelprävention tätige Stiftung Kodex. Doch vorläufig wird die Thurgauer Stiftung keine Neugründung mehr vornehmen. Das Geld fehlt. CHRISTOF LAMPART

FRAUENFELD. Die Geschichte von Kodex ist die eines anhaltenden Ausbaus. Die Stiftung konnte in 26 Jahren fast 30 000 Ehrungen für Jugendliche durchführen, die freiwillig auf den Konsum von Suchtmitteln verzichtet haben; die 30 000. Ehrung wird im 2015 über die Bühne gehen. Doch was wie eine ungebremste Erfolgsgeschichte in Sachen Suchtmittelprävention aussieht, droht ins Stocken zu geraten. Denn für 2015 verhängte der Stiftungsrat um Kodex-Gründer und Stiftungsratspräsident Hubert Ruf, Frauenfeld, aus finanziellen Gründen einen Gründungs-Stop für neue Vereine.

Ohne Geld keine Vereine

Wie Hubert Ruf am Donnerstag am Jahrestreffen aller Kodex-Vereine in Frauenfeld erklärte, wird es «keine neuen Vereine geben, solange die finanzielle Situation nicht geklärt ist.» Tatsache ist, dass Kodex ein Opfer des eigenen Erfolges zu werden droht. Während die Vereine an der Basis grösstenteils gut gedeihen, fehlt es der Kodex-Stiftung an Geldern, die es ihr erlaubten, den Ausbau der Strukturen voranzutreiben. Das Jahresbudget der Kodex-Stiftung beläuft sich gegenwärtig auf rund 100 000 Franken. Damit die Rechnung aufgeht, liegt gerade einmal ein Mini-Sekretariat mit einer Stellendotation von 20 Prozent drin. Die Stiftungsratsmitglieder arbeiten praktisch ehrenamtlich.

250 000 Franken sind nötig

Die Stiftung ist damit an einem Scheideweg angelangt. Mit dem gegenwärtigen Budget und dem vorhandenen Personal sei es «unmöglich, weitere tragfähige Strukturen zu schaffen», erklärte Ruf am Donnerstagabend im Alterszentrum Park in Frauenfeld. Wolle man die Kodex-Bewegung auf die ganze Schweiz ausdehnen, so sei ein jährlicher Betrag von 250 000 Franken nötig, um einen Geschäftsführer anzustellen und zugleich das Sekretariat aufzustocken.

Der Stiftungsrat werde im Jahr 2015 daran gehen, mit verschiedenen Kantonen über den Abschluss von Leistungsvereinbarungen zu verhandeln. Einen solchen gibt es bereits mit dem Kanton Thurgau. Der Thurgau zahlt jährlich 40 000 Franken an die Stiftung Kodex, welche diese ausschliesslich für Kodex-Arbeiten im Thurgau verwenden darf.

Kein Geld von Stiftungen

Komme hinzu, dass andere Gelder, wie beispielsweise der Lotteriefondsbeitrag des Kantons St. Gallen, in diesem Jahr ausliefen und es deshalb unsicher sei, mit wie viel Geld man inskünftig rechnen könne, sagte Ruf. Auch wird die Geldsuche dadurch erschwert, dass Kodex eine Stiftung ist – und somit bei anderen Stiftungen in Sachen finanzielle Unterstützung schon im Vorhinein abblitzt. Denn viele Stiftungen haben in ihren Statuten den Passus verankert, dass sie kein Geld an andere Stiftungen auszahlen dürfen.

Eine weitere Alternative bei der finanziellen Aufrüstung sei, dass man den Schulgemeinden die Einführungsreferate, welche durch geschulte und bezahlte Studenten gehalten werden, teilweise oder ganz in Rechnung stelle. 2014 wurden 287 Referate gehalten, welche Kodex 22 000 Franken kosteten.

Die Hälfte würde zahlen

Und schliesslich fasse man auch die Gründung eines Fördervereines ins Auge. «Damit könnten wir das Problem der Stiftung umgehen», sagte Ruf. Ein weiterer Gedanke möchte Ruf nur als Notlösung verstanden wissen, falls alle anderen Beschaffungsmassnahmen scheitern sollten. Ruf schlug vor, von den Eltern eine Einschreibegebühr zu verlangen. Einer Kodex-Umfrage nach, welche von knapp 200 von 500 angeschriebenen Eltern beantwortet wurde, würden 48 Prozent zahlen, 52 Prozent nicht. Durchschnittlich wären die Eltern bereit, 42.50 Franken als Gebühr zu zahlen.