Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Kleiner, schneller Prüfer

Montag, 20. August 2012

Ersetzt in Zukunft ein puckgrosses Messgerät namens Realpower die Rollenprüfstände dieser Welt? Möglich wäre es, denn die Insoric aus Stein am Rhein lanciert ein zukunftweisendes System zur Leistungsmessung von Kraftfahrzeugen.

Ersetzt in Zukunft ein puckgrosses Messgerät namens Realpower die Rollenprüfstände dieser Welt? Möglich wäre es, denn die Insoric aus Stein am Rhein lanciert ein zukunftweisendes System zur Leistungsmessung von Kraftfahrzeugen.

CHRISTOF LAMPART

STEIN AM RHEIN. Am Anfang einer Lösung steht immer ein Problem – und ein Tüftler. Reiner Keller, welcher bei der Insoric als Leiter Projekte tätig ist, spricht zwar lieber von «Herausforderungen». Tatsache ist aber, dass sich Keller früher fürchterlich darüber aufregte, wenn er für seine damaligen Auftraggeber, deutsche Tuningmodulhersteller, jeweils 80 Kilometer hin- und zurückfahren musste, um die Fahrzeugleistung an einem Rollenprüfstand messen zu lassen. War dann noch ein Stau auf der Autobahn, «so stand man stundenlang herum, ohne etwas tun zu können», erinnert sich Keller.

Das nervte Reiner Keller mit der Zeit so, dass er daran ging, ein eigenes System zur Leistungsmessung zu entwickeln. Mit seiner Idee gelangte er dann an die Hochschule für Technik in Rapperswil, wo Studenten die Entwicklung des Messsystems zur Marktreife vorantrieben. 2009 lernte dann Keller den Vater einer Klassenkameradin seiner Tochter kennen: den Treuhänder Oliver Götz. Dieser zeigte sich in einem beiläufigen Gespräch sehr an dem Leistungsmessgerät interessiert, und so gründeten sie schon bald einmal gemeinsam die Insoric AG. Ende 2010 stiess auch der Marketingfachmann Stephan Gisi zum Duo hinzu. Als sich ergänzendes Trio treiben sie seitdem nur eines voran: gemeinsam mit einer innovativen Idee weltweit durchstarten.

Schnell installiert

Tatsächlich hat das Leistungsmesssystem Realpower, auf das Insoric weltweit sein Patent angemeldet hat, etwas Bestechendes an sich. Denn es ist klein, mit einem Preis von unter 4000 Franken günstig, kinderleicht anzuwenden und – wohl wichtigstes Argument – es liefert mindestens so genaue Daten wie ein Rollenprüfstand. Dies bestätigte nicht nur ein umfassender Test des Fachmagazins «Auto-Bild», sondern auch zahlreiche positive Reaktionen von Kunden wie Autohändlern, Tunern, Automobilherstellern, Prüfinstituten oder Strassenverkehrsämtern. Der ehemalige Formel-1-Rennfahrer Marc Surer lässt sich im Firmenprospekt sogar wie folgt zitieren: «Endlich ein zuverlässiges Messsystem für den mobilen Einsatz. In null Komma nichts installiert – und es herrscht Gewissheit.»

Auch etwas für Autohändler

Gewissheit nämlich über die Leistung eines Kraftfahrzeuges, welche auf unverbindlichen Herstellerangaben beruhen. Zuerst wird das Realpower-Modul am Fahrzeugrad befestigt – und zwar ohne Kabel oder anderen hinderlichen Schnickschnack. Danach zeichnet das hochpräzise Modul während einer ein paar hundert Meter langen Messfahrt die benötigten Daten auf. Anschliessend kann der Anwender die Daten über die USB-Schnittstelle auf die Realpower-Software laden und Messergebnisse wie Rad-, Motor- und Verlustleistung, Beschleunigung, Geschwindigkeit und maximales Drehmoment auswerten. Alles in allem dauert das Ganze nur wenige Minuten.

Im Ausland durchsetzen

Stephan Gisi ist überzeugt, dass sich das mobile Leistungsmesssystem auch im Ausland durchsetzen wird, zumal in einigen Ländern seit kurzem nicht mehr der Fahrzeughalter für die Korrektheit der Fahrzeugleistung verantwortlich ist, sondern der Tuner oder der Verkäufer. «Bei der veränderten Haftbarkeit wird dieses Gerät auch für die Zielgruppe der Gebrauchtwagenhändler, die wir eigentlich anfänglich gar nicht einmal so im Fokus hatten, auf einmal sehr interessant. Denn wenn diese eine Leistung angeben, die bei der offiziellen Kontrolle nicht stimmt, dann können diese haftbar gemacht werden», sagt Gisi.