Aktuell

<  zurück zur Übersicht

«Jeder lechzt nach Vertrauen»

Donnerstag, 4. Oktober 2012

TV-Talkmaster Kurt Aeschbacher verriet seinem Publikum in Weinfelden, dass er an chronisch mangelndem Selbstvertrauen leidet und was er dagegen unternimmt.

CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Auf Einladung der Erfa-Gruppe Weinfelden sprach «Aeschbi», trotz, wie er verriet, «chronisch mangelndem Selbstvertrauen» vor gut 70 Personen im «Trauben»-Saal. Das mangelnde Selbstvertrauen bekämpfe er, indem er sich gründlich auf seine Auftritte vorbereite, sagte Kurt Aeschbacher zu den Zuhörern.

Der Mensch lechze von Geburt an nach Vertrauen. Doch das sei in einer Welt, die immer bindungsloser und somit auch unverbindlicher werde, sowohl als Privatmensch wie auch als Unternehmer immer schwerer zu bekommen. Über 60 Prozent aller Deutschen glaubten, dass ihre Politiker lügen, erklärte der Talker und auch in der Schweiz sei das Misstrauen gegenüber anderen «so hoch wie noch nie».

Misstrauen schadet

An dieser negativen Lebenseinstellung habe auch seine Berufsgruppe, die Fernsehjournalisten, ihren grossen Anteil, denn «wir machen Quote mit Dingen, die negativ für die Menschen sind, also mit Krisen und Skandalen». Doch während Journalisten generell ein «gesundes Mass an Misstrauen» in sich haben müssten, um ihre, der Wahrheitsfindung dienende Arbeit zufriedenstellend erledigen zu können, sei Misstrauen an anderen Orten – zum Beispiel in der normalen Geschäftswelt – nicht nur fehl am Platz, sondern auf die Dauer schädlich. Lenins Worte, wonach Vertrauen gut, Kontrolle jedoch besser sei, müsse man heute umkehren, denn als Unternehmer könne man nur erfolgreich sein, wenn andere Leute einem vertrauten. Aeschbacher: «Vertrauen ist nie einfach da, sondern braucht stets ein Gegenüber. Vertrauen erhält jedoch nur, wer zulässt, dass man ihn und seine Leistungen kritisch hinterfragt».

Wo dies nicht geschehe, sei der Anfang vom Beziehungsende quasi schon vorgezeichnet. «Wer als Unternehmer erfolgreich sein und bleiben möchte, muss seine Versprechungen offen kommunizieren und auch dazu stehen, wenn mal etwas nicht so wie gewünscht geklappt hat», betonte Aeschbacher.

Authentisch sein

Gerade diese Authentizität sei es, welche Vertrauen ermögliche und schaffe. Von «Massenempfehlungen durch die Sozialen Medien» riet der Medienprofi jedoch ab. Man könne zwar durch Facebook und Twitter problemlos schnell viele Leute und somit auch potenzielle Kunden erreichen, aber wer so an die Öffentlichkeit gehe, riskiere, dass die Informationen über die eigenen Produkte nicht mehr steuerbar seien. Wer als Unternehmer so die Öffentlichkeit suche, müsse schauen, dass er stets selbst auf geäusserte Kritik persönlich Stellung nehme.

Dieses persönliche Engagement werde einem – auch bei Kritik - als authentisches Vorgehen und somit auch als vertrauensbildende Massnahme ausgelegt.