Aktuell
Jeder Handgriff muss sitzen
Auch wenn die Region nicht gerade von einer Katastrophe heimgesucht worden ist, geht dem Zivilschutz die Arbeit nicht aus. Im Wiederholungskurs gilt es, Sandsäcke zu füllen, Treppen zu erneuern und ein Schulhaus zu evakuieren. CHRISTOF LAMPART
BISCHOFSZELL. Die Angehörigen der Zivilschutzregion Bischofszell leisten diese Woche den ersten Teil ihres diesjährigen Wiederholungskurses im Pionier- oder Betreuungszug. Im Kleinbus und unter der Führung des Kommandanten der Zivilschutzregion Bischofszell, Major Lukas Galli, fuhren am Mittwoch Heidi Grau (Gemeindepräsidentin Zihlschlacht-Sitterdorf), Christof Rösch (Gemeindepräsident Hohentannen), Matthias Gehring (Gemeindepräsident Hauptwil-Gottshaus) und Helen Jordi (Stadträtin Bischofszell) die diversen Posten an, um sich vor Ort über den Verlauf der Einsätze informieren zu lassen.
Gefragte Sandsäcke
Letztes Jahr war die Idee von den tatsächlichen Ereignissen überrollt worden. «Wir haben bereits 2015 in der Bevölkerung für den Erwerb von Sandsäcken geworben, doch damals gingen bei uns kaum Bestellungen ein», sagt Galli vor der Abfüllanlage in einer Hohentanner Kiesgrube. Wenige Tage nach dem WK 2015 änderte sich dies, als nach dem Unwetter vom 14. Juni Teile der Ostschweiz in den Wasser- und Schlammmassen versanken.
Wiederholung der Aktion
Aus diesem Grund haben die Gemeinden im Jahr 2016 erneut eine Sandsack-Erwerbsaktion ausgeschrieben, bei der nun doch 200 Sandsäcke bestellt wurden. Für Galli ein Erfolg, wenn man dies in Relation zu den 600 Sandsäcken stellt, über welche die ZSO Bischofszell verfügt. Allerdings könnte im Fall eines Falles relativ schnell für Nachschub gesorgt werden. «Wenn die Abfüllanlage auf Hochtouren läuft, schaffen wir schon 200 Säcke in der Stunde», weiss der Major zu berichten.
Nicht dramatisch, aber steil – so präsentiert sich die Treppe am Fusse der Aussichtsplattform Chänzeli bei Sitterdorf. Etwas glitschig ist es, gute Schuhe somit Pflicht. Schritt für Schritt wird auf dem Weg ersichtlich, wo Stufen ausgebessert oder ganz ersetzt wurden. Hie und da werden die Wege begradigt, Handläufe ausgebessert. Dabei ist es manchmal notwendig, sich im rutschigen Untergrund mit einem Karabinerhaken zu sichern. Pionierzüge sind froh, wenn die Gemeinden solche Arbeiten nicht an Dritte vergeben, sondern für einen Wiederholungskurs aufsparen, denn «nur so können wir wirklich eins zu eins trainieren und sind dann auch bei einem Ernsteinsatz entsprechend fit», erklärt Galli.
Keine akute Gefahr
Ein ganze anderes Übungs-terrain betritt die Gruppe in Bischofszell, wird doch hier nichts gebaut oder ausgebessert, sondern das Primarschulhaus Hoffnungsgut evakuiert. Markus Ibig vom Betreuungszug erklärt, warum die Schüler in wenigen Minuten das Schulhaus nicht in Panik verlassen werden. «Es handelt sich um keine Räumung aufgrund einer unmittelbaren Gefahr, sondern um eine vorausschauende Evakuierung», sagt Ibig. Hier gehe es um vorsorgliche Massnahmen. Dies sei auch im Interesse der Schule. Immerhin müssten zwei Flügel auf zwei Etagen systematisch geräumt werden. «Bei dem verwinkelten Gebäude ist das gar nicht so einfach. Aber so sieht man einmal, wie eine etwas kompliziertere Evakuierung in der Praxis ablaufen könnte», sagt Ibig.
Doch nach der Übung ist vor der Besprechung. «Wir werden mit der Schulleitung danach zusammensitzen und schauen, wo wir uns vielleicht noch verbessern können», erklärt Galli.