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In Windeseile dem Wind davon gefahren

Montag, 2. Januar 2012

Zwar fand das vierte Bussnanger Radquer für einmal nicht auf gefrorenen Boden und schneebedeckten Pisten statt, doch eine Herausforderung waren die Rennen am Berchtelistag auf jeden Fall.

CHRISTOF LAMPART

2. Januar in Bussnang: die Matten sind grün, der Asphalt vor dem Start- und Zielgelände grau und trocken. Dazu zeigt das Aussenthermometer milde zehn Grad Celsius, was auch nicht gerade jahreszeitkonform ist. Und trotzdem ist es kalt. Denn aus Richtung Rothenhausen bläst ein ebenso hartnäckiger wie ekelhafter Wind, welcher die Plastikabsperrbänder, welche auf beiden Seiten der Strasse entlang dem Zielgelände gespannt sind, um die Zuschauer von der Strecke fern zu halten, ständig in grossen Bögen wehen lässt. 

Zermürbender Wind

Somit bläst die steife Bise direkt den Athletinnen und Athleten ins Gesicht, welche sich von der „Stadler Rail“ her die Wiese herauf kämpfen. Erst drei Runden haben die Damen und die Anfänger gegenwärtig zurückgelegt, doch ist einigen schon anzumerken, dass der Wind sie zermürbt. Die Fahrer „stehen“ teilweise im Wind, was dazu führt, dass jeder versucht beim anderen im Windschatten zu fahren. Aber wenn niemand vorne weg fahren will, dann wird man noch langsamer, verliert an der Steigung den Schwung und somit nach wenigen Runden auch den Anschluss. Ab und an fallen auch ein paar Tropfen vom Himmel, doch richtig regnen tut es nicht. Derweil vergnügen sich einige Zuschauer in der Beiz bei Gerstensuppe und Bier. „Moll, moll, wir haben warm“, lacht ein Herr, während nur wenige Meter weiter eine Mutter mit ihrem Sohn schimpft, weil er nur ein Hemd unters Trikot angezogen hatte. „Du wirst dich noch erkälten“, erklärt sie dem vorbeiradelnden Filius, während dieser schnieft und schnauft.

Wie ein Uhrwerk

Die Probleme der Fahrererinnen und Fahrer aus dem Mittelfeld kennt Joël Grab nicht. Der junge Fahrer legt in der Kategorie C/U17 ein Tempo vor, dass niemand auch nur ansatzweise folgen kann. Als das Nummerngirl bei seiner Zielfahrt anzeigt, dass er noch vier Runden zu absolvieren hat, dauert es danach schon satte 36 Sekunden, bis der erste Verfolger eintrifft. Wie ein schweizerisches Präzisionsuhrwerk fährt er Schleife und Schleife im Sechs-Minuten-Takt, was auch den Platzsprecher zum Schwärmen veranlasst. Zumindest spricht er schon schnell einmal nicht mehr von den Favoriten auf den Tagessieg, sondern von den Chancen der Leute, welche das Podest komplettieren könnten. Und er soll recht behalten: niemand kann an diesem Tag Grab das „Wasser abgraben“. Auch Jasmin Achermann baut kontinuierlich ihren Vorsprung aus – was allerdings zu erwarten war, denn die für das Team „Focus-Bikes“ startende 22-jährige ist nicht nur mehrfache und amtierende Schweizer Meisterin, sondern klassiert sich auch im Weltcup regelmässig unter den ersten 15.