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In diesem Wein ist der Wurm drin

Montag, 18. Juli 2011

Das markante „B“ auf der Flaschenetikette steht für den Familienname der Weinfelder Winzerfamilie Burkhart. Doch er könnte durchaus auch für „besser“ stehen, denn im Streben nach einer hohen Qualität ihres Weines haben sich die Burkharts keine Grenzen gesetzt.

CHRISTOF LAMPART

Gerade einmal sechs Hektaren Reben bewirtschaften Willi und Christine Burkhart zusammen mit ihrem  Sohn Michael am Ottenberg. Das ist nicht ganz wenig, aber auch nicht so viel wie es sein sollte, um Qualitäts- und Einkommensansprüche auch längerfristig im Gleichgewicht zu halten. Sechs Hektaren sind genug, wenn die Familie und ab und an noch eine Aushilfe im Rebberg mit anpackt. Wenn Vater und Mutter aber vielleicht in zehn, 15 Jahren nicht mehr wollen oder können, dann könnte es mit sechs Hektaren schon ein wenig „eng werden“. Denn „für einen Mann alleine ist der Betrieb zu gross. Wenn ich dann noch jemanden voll einstellen muss, dann bewegt sich die Betriebsgrösse schon an der unteren Grenze“, hat Michael Burkhart schon heute seine Rechnung aufgemacht.

Produktion wird umgestellt

Doch egal, ob das gewünschte Land gekauft werden kann oder nicht - Michael Burkhart ist vor der Zukunft nicht bang. Im Gegenteil: Nicht nur, dass er auf diesen Sommer hin erstmals eine Lehrtochter bis sich ausbildet, vielmehr wird er in den nächsten Jahren den ganzen Betrieb von Grund auf umkrempeln. Denn zusammen haben sein Vater und er beschlossen, die Produktionsmethode umzustellen.  Bereits im vergangenen Jahr hat das Winzer-Duo die Vorarbeiten geleistet, um in dieser Saison erstmals nach den Kriterien der biologisch-dynamischen Landwirtschaft Wein anzubauen.  In drei bis vier Jahren soll der Umbau abgeschlossen sein. Ziel dieser von der Anthroposophie geprägten Methode ist es, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Böden, Pflanzen, Tieren und Menschen herzustellen. Dies wird unter anderem mit nährstoffhaltigem Humus, vorbeugender Behandlung der Pflanzen, einem attraktiven Lebensraum für Insekten aber auch der bewussten Lebenshaltung des Weinbauerns erreicht.

Kamillentee für „Pinot-Noir“

Es ist also nach der hemmungslosen Weinschwemme vor ein, zwei Generationen nun gewissermassen ein handwerklich sinnstiftendes  „Zurück zu den Wurzeln“.  So wie halt einst unsere Urgrossväter Wein hergestellt haben, als Kunstdünger noch nicht existierte, dafür aber allerlei Hausmittelchen. Auch die Burkharts werden ihre Reben mit „Kräutertees“  aus Schachtelhalm, Kamille und Brennessel spritzen, soll doch das „die Abwehrkräfte gegen Schädlinge und Krankheiten stärken“, so Michael Burkhart.  Wildblumen zwischen den Rebenreihen sorgen dafür, dass die Böden aufgewertet werden, die Biodiversität steigt. Und damit die ganze Rebenpracht nicht auf einmal zugewuchert wird, versieht eine kleine Schafherde im Rebberg ihre Dienste. Dabei handelt es sich um die kleinsten Schafe der Welt, den sogenannten „Quessant“-Schafen, welche gerade einmal knapp 45 Zentimeter gross werden und zwischen den Reben für Ordnung sorgen.  Von dieser neuen Methode  verspricht sich Burkhart vor allem eines: „Unsere guten Weine sollen noch besser werden.“

Bestellungen im Rebberg

Sechs Rotwein- und drei Weisswein-Traubensorten bauen Burkharts auf insgesamt sechs Hektaren Land an und füllen jährlich 30‘000 Flaschen ab. Beim Weisswein dominiert der „Müller-Thurgau“, beim Roten die Sorte „Pinot-Noir“.  Gut die Hälfte der jährlichen Produktion liefert das Weingut an rund 45 Gastronomie-Betriebe; ein weiterer Viertel geht an Stammkunden.  Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda. Doch oft ist es nicht damit getan, dass am Feierabend ein Kunde ein paar Kartons abholt. „Heute werden auch Bestellungen aufgegeben, wenn ich mitten im Rebberg bei der Arbeit bin“, lacht Michael Burkhart.