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Immobilien verkaufen ohne Provision

Donnerstag, 7. September 2017

GESCHÄFTSIDEE ⋅ Die Firma Simplehouse tritt in den Ostschweizer Markt ein. Sie will den Verkauf von Liegenschaften und Wohneigentum einfacher und auch günstiger für den Kunden machen. Die sonst übliche Maklerprovision entfällt dabei und macht Servicepaketen Platz.

Christof Lampart

Wer jung und dynamisch und zudem nicht nur mit dem ABC des Immobilienverkaufs vertraut, sondern zugleich noch mit einem gesunden Selbstvertrauen ausgestattet ist, eignet sich für den Sprung in die Selbstständigkeit. So wie Michaela Müller halt. Die gebürtige Pfynerin bearbeitet seit August von Frauenfeld aus als Standortleiterin Thurgau für Simplehouse den Thurgauer Markt, allerdings ohne den Oberthurgau. Ihre Zuversicht gründet auf der Geschäftsidee von Sim-plehouse, die sich in drei Worte fassen lässt: Hausverkauf ohne Provision.

Einnahmen durch verschiedene Servicepakete

Müller erklärt: «Wir verkaufen den Kunden fixe Betreuungspakete, welche sie im Voraus buchen und bezahlen. Danach fallen keine weiteren Kosten mehr an.» Selbstverständlich berate man den Kunden vorab und kläre ab, was er wirklich brauche, nicht dass er dann zu viel bezahle. «Das schätzen die Leute.» Der Vorteil für die Kunden liegt auf der Hand. Sie bezahlen einmalig eine fixe Gebühr für eine oder mehrere Dienstleistungen. Kommen mehrere Positionen wie Verkaufsdokumentation, Onlinemarketing, Verkaufsbetreuung, virtuelle Besichtigung und Verkaufsabschluss als Kundenwünsche zusammen, so empfiehlt Müller ein Gesamtpaket, welches, je nach Laufzeit, zwischen 2900 und 8100 Franken kostet. «Darin ist dann wirklich alles ­enthalten», garantiert Müller. Zum Vergleich: Ein klassischer Makler erhält nach dem erfolgreichen Vertragsabschluss oft eine Provision von zwei bis vier Prozent des Kaufpreises, womit sich die Provision schnell einmal auf 20000 bis 50000 Franken beläuft. Müller fühlt sich gegenüber den herkömmlich operierenden Mitbewerbern jedoch nicht nur des Preises wegen im Vorteil: «Während ein traditioneller Makler zum Abschluss kommen muss, weil er sonst nichts verdient, sind wir dem Kunden auch in Teilbereichen behilflich. Sei es, dass wir ihm die Besichtigung einer virtuellen Wohnung erstellen, eine Marktwertschätzung abgeben oder seine Immobilie für ihn ins Internet stellen.» Konkret bedeutet dies, dass Simplehouse zwar stets am erfolgreichen Verkauf einer Immobilie irgendwie beteiligt ist, jedoch unter Umständen nicht einmal erfährt, ob der Verkauf geklappt hat, weil der Besitzer die Immobilienübertragung selbst durchgeführt hat.

Für Markus Reindl, der das Sarganserland und Rheintal betreut, ist Simplehouse die «logische Antwort auf den Wandel in der Branche. Die Maklerlandschaft hat sich in den letzten Jahren enorm verändert, weil sich auch das Kundenverhalten geändert hat», sagt er. Früher seien in Chur auf 30 Makler 100 Kunden gekommen, und man habe als Makler zwischen Verkäufer und Käufer eine zentrale Stelle innegehabt. Im Zeitalter von Internet und einschlägigen Verkaufsplattformen sei die einstige Rundumbetreuung nicht mehr gefragt. «Viele wollen ihr Haus selber den potenziellen Käufern zeigen. Schliesslich kennen sie das Haus ja am besten», so Reindl. Reindl ist optimistisch, dass in sechs Monaten die ersten Geschäfte laufen werden und dass in einem bis drei Jahren viele Immobilienmakler sich das eine oder andere vomSimplehouse-Konzept abgeschaut haben werden.

Von einem Briefkasten zum nächsten

Auch Müller sieht für sich nur Vorteile, denn «ich stelle nun mein Honorar in Rechnung, sobald meine Arbeit getan ist. Ich muss nicht auf mein Geld warten, bis das Haus verkauft ist.» Über mangelnde Arbeit kann sie sich nicht beklagen, zieht sie doch zu Fuss durch die Dörfer ihres Einzugsgebiets und dort von Briefkasten zu Briefkasten. «Ich komme mit den Leuten oft vor der Haustüre ins Gespräch. Am Anfang sind sie noch etwas skeptisch, aber wenn ich ihnen erkläre, was ich mache, reagieren viele sehr positiv», so Müller.