Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Im kollektiven Trubel total entschleunigt

Montag, 14. Dezember 2015

Dass der Schnee in diesem Jahr fehlte, dürfte am Weihnachtsmarkt im Schlosshof zu Herdern die wenigsten gestört haben. Diesen Schluss legt das rege Kommen und Gehen der Besucher nahe. Und auch die Aussteller waren zufrieden. CHRISTOF LAMPART

HERDERN. Der Weihnachtsmarkt im Schlosshof in Herdern ist etwas Besonders. Das historische Ambiente im Hof der sozialen Einrichtung, kombiniert mit der Enge der Lokalität, lässt einem die Wege kürzer und die Auswahl grösser erscheinen. Das erstere führt wohl in der Regel dazu, dass man nicht nur einmal durch die gesamte Auslage spaziert, sondern noch ein zweites oder gar drittes Mal die Tour macht – schliesslich hält sich der Aufwand in Grenzen. Und auch gekauft wurde bei Temperaturen im knapp zweistelligen Plusbereich ordentlich. Schliesslich gab es praktisch für jeden Geschmack etwas: Vom Tannenbaum über Weihnachtsdekorationen bis hin zum geräucherten Aal und nach mittelalterlichen Rezepten zubereiteten Leckereien reichte die Palette.

Viele nehmen sich Zeit

Doch was den Weihnachtsmarkt so speziell macht, ist im Grunde genommen etwas anderes: Er strahlt eine wohltuende Ruhe und Besinnlichkeit aus, die heutzutage an ähnlichen Veranstaltungen nur noch selten anzutreffen ist. Hier kauft man und shoppt nicht. Pflegt einen Schwatz – und feilscht nicht um den Preis. Es ist, als ob man im kollektiven Trubel als Individuum entschleunigt. Doch das gilt nicht nur für die potenziellen Kunden. «Wir kamen dieses Jahr gerne wieder, denn die Besucher nehmen es hier in der Regel gemütlich und schwatzen ein wenig. Das ist auch für uns sehr schön», freute sich die Metzgersfrau Lilian Levi aus Hüttwilen. Ganz ähnlich klingt es an anderen Ständen.

Agromarketing Thurgau geht sogar so weit, dass der Herdermer Weihnachtsmarkt der einzige ist, an dem die Vermarktungsorganisation teilnimmt. «Die besondere Atmosphäre macht die Teilnahme für uns zum Vergnügen. Irgendwie geht es hier viel weniger hektisch zu und her, obwohl der Andrang gross ist», sagt Nadine Zatti, die bei Agromarketing Thurgau für die Promotion zuständig ist.

Gastmusiker aus Stammheim

Wie wenn es dazu noch eines Beweises bedurft hätte, trotten Ferdinand und Jimmy gemächlich vorbei; zwei Esel, auf denen Kinder um den Platz reiten dürfen. Martin Schwager, Gemeindepräsident von Unterstammheim, spielt auf seinem Saxophon «Vom Himmel hoch, da komm ich her» und ähnliches. «Ich mache gerne mit» erklärt er lächelnd.

So viel Positives geht Gastgeber Armin Strom, Leiter von Schloss Herdern, runter wie Öl. «Es ist für mich immer eine wahre Freude, wenn ich miterleben darf, wie sehr dieser Markt geschätzt wird.»