Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Hokuspokus zum Saisonauftakt

Dienstag, 18. September 2012

Mit Martin von Barabüs «Kaninchenlos» eröffnete der Sirnacher Kleinkunstveranstalter büx am Freitagabend seine 29. Spielzeit. Es was ein furioser Auftakt mit subtilen Zwischentönen.

CHRISTOF LAMPART

SIRNACH. Martin Barabü zeigte im Löwensaal keine Künstlermanieren. Wo andere Künstlerinnen und Künstler mitunter die Vorstellung noch etwas ihren Auftritt hinauszögern – sei es, weil sie unter Lampenfieber leiden oder nicht gerne vor quasi-leeren Zuschauerreihen gastieren – ist der österreichische Magier schon dann präsent, wenn er es eigentlich gar nicht sein müsste. Er bewegt sich schon eine halbe Stunde vor dem Auftritt im Publikum, redet mit den Leuten, nahm deren Stimmungslage auf und schaffte so fast nahtlos den Übergang vom Small-Talk zur Show.

Das ist keine Zauberei – und doch äusserst gelungen. Und die gut 25 Zuschauer merkten schon von Anfang an, dass am Abend ein Mann auf und oft auch vor der Bühne stehen wird, der nicht nur weiss, wie gute Zauberei buchstabiert, sondern praktiziert wird.

Wortwitz und Selbstironie

Wo andere Kollegen Jungfrauen zersägen, mit Säbeln durchbohren oder zumindest verschwinden lassen, hat Martin von Barabü nicht einmal ein Kaninchen, das er aus dem (ebenfalls nicht vorhandenen) Hut zaubern könnte. Der wortgewandte Mann, der von seiner Art her mehr wie ein galanter Show-Master, denn ein Zauberer wirkt, setzt auch mal auf die Kraft der Poesie und trägt eigene Gedichte vor – die zwischendurch manchmal etwas gestelzt wirken, in ihrer Pointe aber immer aufgehen. Dazu kommt ein gehöriges Mass an Wortwitz und Selbstironie, wenn er beispielsweise seine Grossmutter zitiert, welche einst über seine Dichtkunst behauptet haben soll, dass der «Bub schon immer ein Vers-sager» gewesen sei und bleibe.

Spannende Ungewissheit

Wenig war an diesem Abend vorhersehbar, auch wenn man immer wieder mal das Gefühl hatte, den einen oder anderen Zaubertrick doch irgendwann schon einmal gesehen zu haben. Und doch kam es immer wieder anders. Diese Ungewissheit wirkte als Spannungsgeber, als «roter Faden» und liess das Publikum während der gut 80 Minuten kaum zu Atem kommen.

Und als es am Ende auf der Bühne sogar «schneite», dachte schon lange niemand mehr daran, dass der ganze Abend ja kaninchenlos vorübergegangen war.