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Hans Nessensohn holt Silber

Donnerstag, 21. Juli 2016

Ein Kradolfer ist einer der erfolgreichsten Schweizer Judokas im Seniorenbereich. Dies untermauerte er vor kurzem mit einer Medaille an den Europameisterschaften in Kroatien. Nächstes Jahr will er in Athen Gold holen. CHRISTOF LAMPART

 

KRADOLF. Oft ist es ja so, dass Spitzensportler mit ihrem Tun aufhören, wenn der Beruf ihnen viel abverlangt. Hans Nessensohn geht den umgekehrten Weg. Er wird nach der Pensionierung im nächsten Jahr mehr Zeit fürs Judo haben. «Dann kann ich mich noch genauer auf die Wettkämpfe vorbereiten», erklärt der erfahrene Judoka, der seine seit Jahren anhaltenden Erfolge im Seniorenbereich richtig einzuschätzen weiss.

«Die Leistungsdichte ist in den oberen Alterskategorien sicherlich nicht so hoch wie bei den Aktiven, aber an einer Europameisterschaft kämpfen nur solche, die schon früher international top waren», sinniert Hans Nessensohn.

Sohn überraschte den Vater

Das war auch an den Europameisterschaften im kroatischen Porec nicht anders. Insgesamt 778 Judoka aus 37 Nationen nahmen am dreitägigen Wettbewerb teil. Hans Nessensohn, welcher in der Kategorie ab 60 Jahre/bis 60 Kilo gemeldet war, reiste frühzeitig mit seiner Frau Heidi per Auto an. Das Paar wollte sich nicht nur akklimatisieren, sondern nach dem Wettkampf noch ein paar Tage Ferien gemeinsam verbringen.

Doch kaum in Porec angekommen, staunte Nessensohn schon Bauklötze. Denn auf einmal stand sein Sohn Simon vor der Halle. Der Judo-Trainer hatte eigens in der Nacht den 655 Kilometer langen und über neun Stunden dauernden Weg vom Thurgau nach Kroatien unter die Räder genommen, um den Vater vor und während des Wettkampfes coachen zu können. «Da war ich gleich noch ein bisschen mehr motiviert», erzählt der Kradolfer mit einem Lächeln.

Seine besondere Motivation zeigte sich dann auch im Wettkampf, gewann er doch seine beiden Vorkämpfe gegen den Moldawier Constantin Brinza und den Russen Andrei Liberman jeweils vorzeitig und mit der Höchstwertung. Der Auftaktkampf war fast schon wieder zu Ende, bevor er richtig begonnen hatte. «Der Gegner konterte mich, und ich startete erfolgreich einen Gegenkonter, was ihn sichtlich überraschte.» Immerhin konnte er so Kraft für den Kampf gegen Liberman sparen.

Analyse hilft weiter

Ebenso kam dem Kämpfer zugute, dass Sohn Simon diesen bei seinem ersten Kampf beobachten und analysieren konnte. Und so endete auch dieser Kampf vorzeitig nach 40 Sekunden.

Dies hatte den Vorteil, dass der Kradolfer Judoka direkt in den Final vorstiess, wo er auf den Letten Andrejs Gevila traf. «Das war ein sehr harter, ausgeglichener Kampf, den ich in der Verlängerung durch eine Unachtsamkeit gerade in dem Moment verlor, als ich eigentlich einen Gang höher schalten wollte», ärgert sich Hans Nessensohn heute noch über die verpasste Chance. Allerdings habe der Lette den Titel durch seine Cleverness verdient: «Als ich einen Selbstfaller machte und ihn überlisten wollte, hat er blitzschnell reagiert und mich im Griff gehabt.»

Weiterer Anlauf

Doch obwohl er mit der EM-Silbermedaille sehr zufrieden ist – im nächsten Jahr wird Hans Nessensohn einen weiteren Anlauf nehmen. «Dann finden die Europameisterschaften in Athen statt; darauf freue ich mich jetzt schon», sagt Hans Nessensohn voll motiviert. Bis dahin will er weiter trainieren.