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Gute Laune mit „Musik für ganze Generationen“

Samstag, 9. April 2011

Am Ende gab es jede Menge Blumen und stehende Ovationen für die Darsteller. Keine Frage: das auf deutschen und italienischen Schlagermelodien basierende Musical „Azzurro“ wusste bei seiner Premiere am Donnerstagabend das Publikum zu begeistern.

CHRISTOF LAMPART

Profundes Deutschtum und leichtlebige Italianità gemeinsam auf der Bühne – kann das gut gehen? Ja, lautet die Antwort – und zwar kann es nicht nur „gehen“, sondern es haut super hin. Irgendwie ist es kein Wunder, dass das Traumziel der Protagonisten New York ist – der klassische, die unterschiedlichsten Völker und Lebensphilosophien verbindende  „Schmelztiegel“ schlechthin. Und so finden am Ende alle ihr Glück: die Darsteller auf der Bühne, das Publikum im Saal, das einen ganzen Abend in der musikalischen Unbeschwertheit der Schlagerjahrzehnte schwelgen durfte.

„Ich habe Schlager einfach gerne“

Dieses „Forever young“-Gefühl kam beim Publikum sehr gut an. „Ich habe deutsche Schlager einfach gerne“, gesteht Willi Wegmann während der Pause. Er kenne die meisten Lieder, einige sogar auswendig. „Die singe ich dann ab und zu im Auto mit, wenn mich niemand hört“, lacht der Weinfelder. Die Vorstellung sei „ausgezeichnet und macht gute Laune“. Mit dieser Ansicht stand Wegmann nicht alleine. Zwar ist die Amriswilerin Eva Brenner vor allem gekommen, weil „meine Schwester Nina die Rosella spielt“, doch selbst wenn dies nicht der Fall wäre, das Urteil der jungen Frau wäre das Selbe: „das ist eine Musik, die ganze Generationen anzusprechen weiss; meine Grosseltern, meine Eltern und auch mich.“ Auch für sie ist die Vorstellung eine echte Premiere: „Ich war vorher an keiner Probe dabei und bin genauso gespannt auf den zweiten Teil wie wohl die Meisten hier“, so Brenner.

„Azzurro – das sagt doch alles“

Auch die Produzentin des Stücks, Conny Balzer Rüegg, singt gerne, „aber nicht unter der Dusche, sondern in der Badwanne“. Weniger auskunftsfreudig ist diesbezüglich der Weinfelder Gemeindeammann, Max Vögeli. Musik sei ja toll, aber es müsse ja auch Menschen geben, die nicht sängen, sondern vor allem zuhörten, schmunzelt er, auf seinen bevorzugten Singplatz angesprochen. Ein nochmaliges Nachhaken - „Singen Sie demm wirklich nie Schlager, Herr Vögeli?“ – zeitigt zumindest eine Teilerfolg: „Ich kenne viele Lieder noch von meiner Jugendzeit her. Klar, dass ich für mich selbst hin und wieder mal mitsumme, wenn ein entsprechender Titel im Radio kommt.“. Besonders gut gefällt ihm jedoch das Engagement, das die Darstellerinnen und Darsteller der Oberthurgauer Festspiele an ihrer fünften Musicalproduktion an den Tag legen: „Eine solche Premiere zeigt mir, wie viele tolle  Gesangs- und Tanztalente in unserer Region wohnen; das ist es, was mich ganz besonders freut“, so Vögeli.  Bei Gianfranco Lo Maglio aus Bronschhofen war schliesslich ein ganz anderer Grund ausschlaggebend für den Premierenbesuch: „Azzurro – das sagt doch eigentlich alles. Wenn man Italien liebt, dann bleibt einem kaum etwas anderes übrig als zu kommen“, lacht der Herr.

 

Kasten:

Verschmelzende Handlung

Temperamentvolle  Lieder und eingängige Schlager, die, geschickt verknüpft, wie ein „roter Faden“ durch die zwei Stunden reine Spielzeit führen und die Liebesgeschichte(n) dramatisch vorwärts treiben , prägen  das von Heiner Gabele verfasste Musical „Azzurro“. Die Rahmenhandlung verschmilzt zunehmend mit der eigentlichen Story, so dass zeitweise  - und das unter der Regie von Marcel Wattenhofer - es nicht ganz einfach auseinander zu halten war, was an diesem Abend haupt- und nebensächlich war. Buchstäblich alle Darsteller verleihen ihren Charakteren ein hohes Mass an Authentizität, wobei  dieses Gefühl nach einem leicht schleppenden Beginn im letzten Drittel zweitweise sogar „Gänsehaut“-Qualität bekam. Herausragend waren in der Gesamtheit ihrer Darstellung Heiner Gabele als junger Nino und Adriana De Toffel als alte Mimi. Fazit: „Azzurro“ ist ein buntes, unbeschwertes und mit allerlei Wirrungen und Irrungen aufwartendes Musical, das nicht nur zur Aufhellung launischer Aprilwetter-Tage geeignet ist, sondern auch an sonnigen Tagen den Himmel noch ein bisschen blauer macht. (art.)