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Grüne Thurgau empfehlen Häberli zur Wahl

Freitag, 4. November 2011

Die Grünen des Kantons Thurgau empfehlen für den zweiten Ständeratswahlgang Brigitte Häberli (CVP) zur Wahl. Den Beschluss fassten sie am Mittwochabend an ihrer Mitgliederversammlung in Weinfelden mit 15 Ja zu einer Enthaltung.

CHRISTOF LAMPART

In der Diskussion wurde schnell klar, dass Häberli, wie jemand es nannte, für die meisten Grünen das deutlich „kleinere Übel“ darstellte als ihr Gegenkandidat, der Weinfelder Grossrat und Gemeindeammann Max Vögeli (FDP). Häberli – so der Tenor – sei nicht nur wähl-, sondern auch empfehlbar, weil sie sich nicht nur für den Atomausstieg ausspreche und eine Frau sei, sondern auch in den letzten Jahren in 62 Prozent aller Abstimmungen in Bern „grün“ gestimmt habe. Gleichzeitig machten viele Grüne aber klar, dass diese Wahlempfehlung der Person Häberli gelte und nicht der CVP generell; diese wurde von vielen als unzuverlässige Kantonistin im Politalltag bezeichnet. Keine Unterstützung der Grünen wurde Max Vögeli zuteil.

„Auf dem linken Fuss erwischt“

Kritisch gingen die Grünen im Weinfelder „Trauben“ jedoch nicht nur mit den übriggebliebenen Ständeratskandidaten, sondern auch mit dem eigenen Wahl-Resultat um. Man habe, so Kantonalpräsident Urs Oberholzer-Roth, auf das Thema Atomausstieg gesetzt und sei damit auf „dem linken Fuss erwischt worden.“ Denn dieses ur-grüne Thema sei in der Zeit nach Fukushima von den anderen Parteien regelrecht „gekapert“ worden. „Wer für den Atomausstieg ist, muss heute nicht mehr zwangsläufig die Grünen wählen“, bemerkte Oberholzer-Roth nüchtern.  Auch sei das Konzept, bis auf Silvia Schwyter, voll auf „neue Köpfe“  auf der Nationalratsliste  zu setzen, nicht aufgegangen, bilanzierte Oberholzer-Roth. Was den Wahlkampf an und für sich betreffe, so sei dieser engagiert und lustvoll betrieben worden. Eine genaue Analyse der eidgenössischen Wahlen wolle man am kommenden Mittwoch im Parteivorstand vornehmen. Ebenso sei man daran, zeitnah die Themen abzustecken, welche im kommenden Kantonsratswahlkampf aufs Tapet gebracht werden sollen, so Oberholzer-Roth.

Wegen Konsens im Tief

Dennoch sei nicht alles negativ gewesen.  Zwar täten die Verluste, bzw. das Nichterreichen der eigenen Wahlziele weh, aber insgesamt sei das Parlament nach den Wahlen „linker und vor allem grüner geworden“, wie ein Parteimitglied betonte. Ein anderer Grüner verwies darauf, dass, wann immer die Kernthemen der Grünen einen breiten gesellschaftlichen Konsens fänden, diese selbst ein kleines Wahl-Tief durchmachen müssten.  Dies sei nun halt wieder einmal der Fall. Dass die GLP nun so stark sei, sei auch der historische Verdienst der Grünen, erklärten einige und Oberholzer-Roth warf in die Runde, dass es ja auch schon wieder einmal angedacht worden sei, ob Grüne und GLP nicht fusionieren sollten.