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Grosses Potential und zu wenig Fördermittel

Mittwoch, 9. März 2011

Das Thema „Solarenergie“ stand im Mittelpunkt des „Energieapéro“, zum welchem das kantonale Amt für Energie am Dienstagabend nach Weinfelden in den „Thurgauerhof“ einlud.

CHRISTOF LAMPART

Regierungsrat Jakob Stark betonte vor rund 90 Personen, dass der Kanton Thurgau seiner Rolle als Vorbild bei der Verbreitung von fortschrittlichen Technologien gerecht werde. „Seit zwei Jahren bauen wir im Kanton, wo immer es möglich ist, nur noch im Minergie-P-Standard.“ Nur, wo es einen „unverhältnismässigen Aufwand“ gebe, werde von dieser Praxis abgewichen, erklärte der Chef des Departements Bau und Umwelt. Auch habe der Kanton für den Ersatzbau des Kompetenzzentrum Beratung des Berufs- und Bildungszentrums, BBZ Arenenberg, erstmals einen Minergie-P-Projektwettbewerb ausgeschrieben. Dies alles zeige, dass man die Förderung von alternativen Energien und moderner Energiesparmassnahmen sehr ernst nehme, bekräftigte Stark.

Theoretisch ja, praktisch kaum

Der Leiter der Abteilung Energie, Andrea Paoli, verkündete seinerseits, dass eine Umfrage bei Stromkunden und –lieferanten ergeben habe, dass 90 Prozent aller thurgauischen Privatpersonen und Firmen dazhu bereit wären, für Ökostrom einen höheren Preis zu bezahlen. „Das Potential für Ökostrom ist also vorhanden“, schlussfolgerte Paoli. Doch noch klafft zwischen Theorie und Praxis eine grosse Lücke, denn nur gerade acht Prozent des in der Schweiz verbrauchten Stroms sei Ökostrom. Es seiner Sicht sei es deshalb notwendig, dass der Staat Mini-Stromerzeugungsanlagen für den Eigenbedarf fördere.

 David Stickelberger, Geschäftsleiter bei Swisssolar, betonte, dass gut ein Drittel der gesamten in der Schweiz benötigten Energie per Solaranlagen erzeugt werden könnte. Ein Anreiz dazu sei die kostendeckende Einspeisevergütung des Bundes (KEV). Doch was in der Theorie toll aussieht, hat in der Praxis einen Haken, überwiegen doch die Anträge die vorhandenen Fördergelder, so dass die Warteliste lang ist. Per 2. März 2011 belief sich diese auf 8168 hängige Solarstrom-Anlage-Gesuche. Die Freigabe der neuen Mittel soll Mitte März anlaufen, damit man die „riesigen Berg“ abbauen könne. Dennoch bleibe im internationalen Vergleich für die Schweiz viel zu tun: „Deutschland liegt gegenüber der Schweiz um den Faktor 15 vorne“, so Stickelberger.

15 Prozent unter Denkmalschutz

Laut der kantonalen Denkmalpflegerin, Beatrice Sendner und Martin Müller von der Abteilung Energie, handelt es sich bei gut 15 Prozent aller Schweizer Gebäude um Kultur- und Naturdenkmäler von nationaler oder kantonaler Bedeutung. Bei diesen Häusern gelte es  bei der Integration von Solarstromanlagen auf den Dächern einen erfolgreichen Spagat zwischen Denkmalpflege und Bewohnern hinzulegen. Dabei gelte von der Denkmalpflege aus der Grundsatz, dass gut sei, was man „von aussen her kaum sieht“, so Sendner.