Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Grosse Vielfalt auf kleiner Fläche

Sonntag, 28. August 2011

Klein, aber fein. Dieses Motto trifft auf das Weingut Hans Bosch in Boltshausen ganz besonders zu. Gerade einmal 1,65 Hektaren Reben nennen Hans und Hedy Bosch ihr eigen – doch auf diesen pflanzen sie nicht weniger als fünf Weinsorten an.

CHRISTOF LAMPART

Der Himmel ist an diesem frühen Spätaugustvormittag über dem Thurtal noch wolkenverhangen. Schwül ist es obendrein, wie an so vielen, der letzten Tage. Doch was den Trauben recht ist, ist auch Hans Bosch recht. „Von mir aus könnte das schöne Wetter noch ein wenig anhalten, denn die Sonne tut den Trauben gut“, sagt der Winzer in der ehemaligen Wirtsstube jener Liegenschaft, welche heute „Zum Wystübli“ heisst und schon von seinem Ur-Ur-Grossvater Conrad um 1900 herum erworben wurde. „Wir sind jetzt die vierte Generation, welche hier Weinbau betreibt“, erzählt Hans Bosch. Und die fünfte, bestehend aus den beiden Söhnen Thomas und Urs, steht bereits in den Startlöchern.

Fläche verdoppelt

Gerade die Tatsache, dass die beiden Söhne den Betrieb (welcher nebst den 1,65 Hektaren Reben noch rund 10,5 Hektaren Ackerbau wie Winterweizen, Mais, Zuckerrüben  und Sonnenblumen umfasst), übernehmen werden, liess Bosch den Betrieb in den letzten knapp 25 Jahren ständig, Stück für Stück, durch Pacht und Kauf vergrössern. „Als ich den Betrieb im 1987 von meinem Vater Jakob übernahm, hatte ich gerade einmal 0,8 Hektaren Reben“, erinnert sich der Weinbauer. Geht es nach Hans und Hedy Bosch so soll dies noch nicht unbedingt das Ende der Fahnenstange sein, zumal beide Söhne ihren Unterhalt dereinst mit dem Hof und dem Weingut bestreiten sollen können. „Wenn ich eine gute Parzelle hinzu kaufen könnte, dann würde ich es wohl tun“, betont Bosch bestimmt.

Nischen besetzt

Was die Auswahl ihrer Weinsorten betrifft, so haben sich Hans und Hedy Bosch schon immer gerne bewusst etwas anders verhalten als die meisten der Ottenberger Weingüter. „Wir wussten stets, dass wir als Kleine nicht das Selbe machen durften wie die grösseren Anbieter in der Region. Wir mussten also unsere Nischen finden“, erzählt Hans. Klar ist die Edelrebe Blauburgunder mit 1,15 Hektaren Anbaufläche auch bei den Bosch mengenmässig die Nummer ein. Aber daneben pflanzen die „Eigenkelterer aus Leidenschaft“ auch kleinere Parzellen mit Chardonnay (17 Aren), Zweigelt (13,5 Aren), Merlot (6,5 Aren) und Sauvignon Blanc (13 Aren) an. „Wir wollten Weine anpflanzen, die uns in erster Linie selber schmecken, zum anderen aber auch hier in der Gegend nicht ohne weiteres zu finden sind“, so Hans Bosch. Besonders der Chardonnay oder der Zweigelt erfreuen sich bei der grossen Privatkundschaft einer grossen, nach wie vor wachsenden Beliebtheit.

Kasten:

Wo Käufer zuerst probieren müssen 

Nächstes Wochenende, am 3./4. September, wenn Boschs, wie auch viele andere Winzer am Ottenberg zum traditionellen Degustations-Wochenende einladen, „werden wir wohl wieder alle Hände voll zu tun haben“, so Hedy Bosch. Sie freut sich schon jetzt darauf, entweder auf dem schönen Anwesen oder im heimelig eingerichteten Keller Weinliebhaber aus nah und fern zu empfangen. Da merkt man es dem Ehepaar schon an, dass es jahrelang gewirtet hat, bis es dann irgendwann gesundheitlich an die Substanz ging. „Es war schon sehr streng, aber im Grunde genommen doch auch sehr schön, wenn man sich mit den Gästen über die Qualität der Weine austauschen konnte“, erinnert sich Hedy Bosch gerne an vergangene Zeiten. Hans hört zu und nickt zustimmend: „Da wusste man immer sofort, ob man mit seinen neuen Ideen auf dem richtigen Weg war oder nicht.“ Auch heute noch sollen die Kunden bei den Boschs von Anfang an wissen, woran sie bei ihnen in Sachen Weine sind. „Wir verkaufen keinen Wein, wenn der Kunde ihn zuvor nicht bei uns probiert hat. Denn wir wollen, dass das, was wir verkaufen, auch unseren Kunden wirklich schmeckt“, so Hans Bosch. (art.)