Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Gewalt in jeder fünften Partnerschaft

Samstag, 21. Februar 2015

Die Gewalt in den eigenen vier Wänden trifft nicht nur Partnerinnen und Partner, sondern auch Kinder. Die Ausstellung «Willkommen zu Hause» in Arbon informiert über die weit verbreitete häusliche Gewalt in der Schweiz. CHRISTOF LAMPART

Die Ausstellung, welche in Zusammenarbeit von der Fachstelle Häusliche Gewalt und der Kantonspolizei Thurgau gezeigt wird, beleuchtet die unterschiedlichen Facetten von Gewalt in Beziehungen und in der Familie. Angesprochen wird die Betroffenheit von Kindern, der Zusammenhang von Alkohol und Gewalt, Gewalt in jugendlichen Paarbeziehungen sowie das Thema Zwangsheirat. Die Ausstellung soll auch Mut zum Hinsehen machen. Zudem zeigt sie Wege aus der Gewalt, indem sie über lokale Hilfsangebote und geltende Gesetze informiert.

Unter anderem werden in den nächsten zwei Wochen 600 Berufsschülerinnen und -schüler durch die Ausstellung geführt werden. Diese wurde von Luzerner Fachstellen mit der Polizeischule in Hitzkirch entwickelt. Im Thurgau wird die Ausstellung finanziell durch das Departement für Erziehung und Kultur, die Fachstelle für Integration, das Amt für Gesundheit, die Ärztegesellschaft Thurgau sowie durch das Bundesamt für Migration unterstützt.

Kommt in allen Schichten vor

Wie die Leiterin der Thurgauer Fachstelle häusliche Gewalt, Monica Kunz, an der Vernissage vom Freitagnachmittag erklärte, ist häusliche Gewalt weit verbreitet. Jede fünfte Partnerschaft ist davon betroffen, jedes zweite Tötungsdelikt geschieht vor diesem Hintergrund. Und bis zu 30 Prozent aller Kinder und Jugendlichen erleben Gewalt im Alltag. «Häusliche Gewalt ist kein Einzelschicksal und kommt in Familien aus allen Schichten und Bildungskreisen vor», sagte Kunz.

«Nicht so einfach zu stoppen»

Häusliche Gewalt sei besonders schlimm, weil sie eine Gewaltform ist, die zur Folge hat, dass Sicherheit und Schutz im engsten Kreise der Familie fehlen. «Die Nähe und Verstrickung der Familienmitglieder führt dazu, dass diese Form von Gewalt nicht so einfach zu stoppen ist», sagte Kunz.

Wegweisung wirkt kurzfristig

Ute Fürstenau vom Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst Thurgau zeigte auf, dass erlebte Gewalt später im Erwachsenenalter Auswirkungen auf die psychische Stabilität haben könne. Als eine kurzfristige Massnahme zur Eindämmung von häuslicher Gewalt erachtete Fürstenau die Wegweisung des Täters oder der Täterin aus der Wohnung und ein Kontaktverbot als wirkungsvoll. Jedoch dürfe der Weg hier nicht enden, sagte Fürstenau. Fachpersonen müssten sich gezielt mit den betroffenen Kindern auseinandersetzen und dabei auch deren Sicht einnehmen.

Die Ausstellung in der Aula des Bildungszentrums in Arbon dauert bis zum 6. März.