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Geldquelle für viele Projekte

Montag, 19. November 2012

Rolf Schneiter gilt als Guru in Sachen Stiftungen. Seiner Meinung nach sind die Schweizer Stiftungen «Weltklasse».

CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Als «Weltzentrum der Stiftungen» war die Stadt Basel Rolf Schneiter noch nicht bekannt gewesen, als er das erste Mal bei einer Stiftung ein Vorsprechen hatte. Der ehemalige Informatiker und Badminton-Nationaltrainer verschaffte vor über 30 Jahren einem mittellosen Bekannten, der in seinem Verein Badminton spielte, ein Stipendium in Kanada.

Doch damit war das Thema Stiftungen für Schneiter noch lange nicht zu Ende, denn der Bekannte «erzählte überall herum, was ich Gutes getan hätte, so dass ich mich vor weiteren Anfragen gar nicht mehr retten konnte», erklärte er den rund 60 Zuhörerinnen und Zuhörern am Erfa-Vortragsabend im «Trauben».

Wichtig für die Schweiz

Tatsache sei, dass es heute noch viele Stiftungen mit viel zu viel Geld gebe. Rolf Schneiter schätzt das alleine in der Schweiz angehäufte Stiftungsvermögen auf 20 Milliarden Franken – also auf gut ein Drittel des jährlichen Bundesbudgets.

Schneiter wies auf die grosse Wichtigkeit von Stiftungen für die Schweizer Gesellschaft hin. Ohne diese Gelder, welche für kulturelle, soziale, wissenschaftliche oder religiöse Aktivitäten eingesetzt werden, könnte der Staat viele Dienstleistungen gar nicht betreiben oder aufrechterhalten.

Alleine in Basel kämen 47 Stiftungen auf 10 000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland ist Würzburg mit sieben Stiftungen pro 10 000 Einwohner der Ort mit den meisten Stiftungen.

Ein Dank an die neue Heimat

Dass Basel – und auch Genf – eine sehr hohe Stiftungszahl aufweisen, hängt mit der Geschichte zusammen. Beide Städte hatten viele flüchtige, reiche Hugenotten aufgenommen und boten ihnen Schutz und Heimat. Die Stiftungen seien eine Art Dankeschön an die neue Heimat gewesen, sagte Schneiter. Danke sagen könnten heute auch viele, die in den Genuss von Stiftungsgeldern gelangten.

Wer eine Chance habe möchte, für die Realisierung eines interessanten Projektes zu Stiftungs-Geldern zu kommen, dem riet Schneiter ab, sich auf dem offiziell vorgegebenen Weg zu bewerben.

Zwei Minuten müssen reichen

«Ich habe noch nie für jemanden ein Gesuch nach den offiziellen Verfahren gestellt, wie sie auf den Stiftungs-Webseiten zu finden sind. Denn diese sind viel zu umständlich und selten wirksam. Wer mit seinem Projekt eine Chance haben möchte, muss – ähnlich wie bei einem Mäzen – direkt vorsprechen und fragen, ob man während zwei Minuten seine Idee vorstellen dürfe», riet Schneiter den Zuhörern.

Eine ausgefeilte technische Dokumentation sei auch nicht vonnöten, sondern höchstens ein Blatt Papier. «Die Stiftungsräte wollen zuerst nur wissen, was ein Antragssteller erreichen will, und fragen nicht nach dem Wie. Ausserdem wollen sie ihn kennenlernen. Das ist nur menschlich. Denn die meisten Menschen geben nur jenen Menschen Geld, die sie auch persönlich kennen», so Schneiter.